Page 15 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
P. 15

Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018





       unterschiedlichen ökologischen Systemleistungen   ganze Aufwüchse noch landwirtschaftlich verwer-
       beleuchten. Aus der Abbildung wird klar ersicht-  tet werden können. Zudem widersprechen sich
       lich, dass eine hohe Biodiversität sich zur Futter-  Forschungsergebnisse durchaus hinsichtlich des
       qualität und der Produktivität ganz generell kont-  Nutzens von Pflanzenarten. Kräuter enthalten
       rär verhält.                             mehr Mineralstoffe als Gräser (meisTer & leh-
                                                mann, 1988; u.a.). Zwar enthalten viele Kräuter
                                                pharmakologisch wirksame Stoffe (Therapeutika
         Steigt mit reduzierter Intensität      und Toxine) (Galland, 1989), die dem Futter
         (Nutzungsfrequenz und                  kräuterreicher Wiesen nachgesagten Medizinal-
         Nährstoffzufuhr) die Biodiversität an?  wirkungen konnten aber weder durch chemische
                                                noch durch biologische Tests belegt werden (sce-
       Obwohl  sich  mit  steigender  Nutzungsfrequenz   hovic et al., 1989). Eine groß angelegte Studie von
       die Artenzahlen im Grundsatz leicht negativ ent-  Weissbach (1998) hatte die Konservierungseigen-
       wickeln, zeigen verschiedene Untersuchungen   schaften einzelner Kräuterarten zum Ziel. Er
       (Abb. 2), dass die vollständige Reduktion der Nut-  konnte nachweisen, dass z.B. Plantago lanceolata
       zung bis hin zur Nutzungsaufgabe die Pflanzen-  aufgrund der in ihm enthaltenen antibiotischen
       vielfalt drastisch einschränkt. Grünland nicht zu   Stoffe deutlich schlechter silierbar war als andere
       nutzen ist also dauerhaft keine Option um floris-  Kräuter oder Gräser.
       tische Artenvielfalt zu gewährleisten.

                                                  Wie verbessert eine höhere
         Ist eine höhere Biodiversität auf        Biodiversität die Ausnutzung
         Grünlandflächen grundsätzlich            vorhandener  Ressourcen?
         positiv?
                                                Das Vorhandensein verschiedener Arten ermög-
       Eine hohe Artenzahl ist im Grünland nicht grund-  licht  durch  funktionelle  Merkmale  und  Eigen-
       sätzlich positiv. Zwar werden knappe Wachstums-  schaften im Grünland eine bessere Ausnutzung
       faktoren durch unterschiedliche funktionelle Ei-  limitierender Standortfaktoren. Wurzeltiefgang ist
       genschaften von in ihm wachsenden Arten besser   z.B. bei vielen Leguminosen und manchen Kräu-
       ausgenutzt, aber dieser Effekt kann sich natürlich   terarten ein klarer Konkurrenzvorteil gegenüber
       schnell ins Gegenteil verkehren, wenn bedingt   Gräsern. Im Zuge des Klimawandels mit partiell
       durch späten Schnitt nutzungssensible Giftpflan-  ansteigender Trockenheit haben tiefwurzelnde
       zenarten auftreten und damit verhindern, dass   Pflanzenarten deutliche Konkurrenzvorteile.






























                                                                                         Abbildung 2
                  Geringster Artenrückgang bei geringer Düngergabe (PK1 und NPK1)        Entwicklung der Pflanzen-
                                                                                         Artenzahl im Versuch
                                                                                         Filsenberg (sEithEr, 2015)



       Landinfo 3 | 2018                                                                                     15
   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20