Page 14 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018
Zählt man das Vorhandensein von Pflanzenindi- Gründe für den heutzutage stets fortschreitenden
viduen als einen entscheidenden Indikator der Verlust von Grünland sind vielgestaltig: Neben
Artenvielfalt, dann kann man festhalten, dass von der Aufgabe von Landwirtschaftsbetrieben, dem
ca. 3900 Pflanzenarten: 52% im Grünland vor- stagnierenden oder rückläufigen Fleischabsatz
kommen und von ca. 870 gefährdeten Pflanzenar- und der generellen Abnahme der Zahl der Wie-
ten sich 55% im Grünland im weiteren Sinne und derkäuer, die sich gleichermaßen negativ auf den
34% im Grünland im engeren Sinne befinden Verbrauch von Grünlandfutter auswirken, wird
(Briemle und elsässer, 1996). Man kann sicher trotz guter Produktionschancen durch grasbasier-
davon ausgehen, dass auch das Edaphon, das Bo- te Milch vermehrt Milch in Maisgebieten erzeugt
denleben, unter Grünland gleichermaßen vielfäl- (ThomeT et al., 2011) und nachhaltige Nutzungs-
tig ist. Soll also die Biodiversität von Grünland alternativen für Wiesen fehlen oder werden erst
erhalten bleiben, dann ist die wohl wichtigste For- entwickelt. Dazu kommen aber auch noch Grün-
derung der Erhalt von Grünland ganz grundsätz- de für die Abnahme der Artenvielfalt auf den
lich. Grünlandflächen selbst. Hier sind es vor allem
ökonomische Gründe, die aus artenreichem
Soll Grünland als qualitativ ausreichende Futter- Grünland Einheitsgrün gemacht haben. Zu nen-
grundlage für Wiederkäuer dienen, dann ist eine nen sind höhere Schlagkraft, der Übergang von
Mindestintensität der Nutzung und Nährstoffzu- Heuwirtschaft zu Ganzjahressilage, größere Flä-
fuhr essentiell. Das reduziert in aller Regel die Ar- cheneinheiten, höhere Nutzungsintensität.
tenvielfalt, denn sowohl nutzungs- als auch nähr-
stofftolerante Pflanzen nehmen dann zu und ver- Im Zusammenhang mit Biodiversität interessieren
drängen andere die mit dieser Intensität weniger folgende Fragen:
gut zu Recht kommen. Frühe Nutzung verhindert
Samenreife vor allem bei krautigen Pflanzen und
starke Nährstoffzufuhr fördert bestimmte Arten Ist eine hohe Biodiversität im Hinblick
und wenig kampfkräftige gehen zurück. Umge- auf die Verwertung des Grünlandes
kehrt lässt späte Nutzung auf Samenvermehrung von Interesse oder gehen mit
angewiesene Arten ausreifen und die können steigender Artenzahl Futterwert und
durchaus auch giftig sein. Im Falle des Auftretens Ertrag zurück?
von Herbstzeitlose, Jakobskreuzkraut oder Adler-
farn verhindert das die Marktfähigkeit von Heu Beantwortet wird diese Frage u.a. von Pötsch und
und befördert daher die Aufgabe der Nutzung Schellberg (Abb. 1), die die Zusammenhänge zwi-
(u.a. seiTher und elsässer, 2014). schen der Variation der Nutzungsfrequenz und
Abbildung 1
Bewirtschaftungsintensität
und Ökosystem-Leistungen
(verändert nach schEllBErg
und Pötsch, 2014)
14 Landinfo 3 | 2018