Page 20 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018
onsintegrierte Kompensation müssen Risiken ab- fen in einer Ackerlandschaft) von Maßnahmen mit
bilden, die sich insbesondere aus Entwicklungen dauerhafter Flächenzuordnung unterschieden
an den Agrarmärkten ergeben, um entsprechend (z. B. Festlegung bestimmter Äckerflächen zum
adaequate Einkommen für die umsetzenden langfristigen Schutz seltener Ackerwildkräuter).
Landwirte zu garantieren. Für die Kalkulation der Aus naturschutzfachlicher Sicht müssen Maßnah-
im Zusammenhang mit produktionsintegrierter men zumindest für mobile Arten nicht dauerhaft
Kompensation vorzuhaltenden Finanzmittel ste- parzellenscharf festgelegt sein. Andererseits sollte
hen entsprechende Routinen aus dem Finanz- auch bei mobilen Arten eine gewisse, also die auf
dienstleistungssektor zur Verfügung. Risikozu- einen bestimmten Ausgleichsraum bezogene Auf-
schläge sind ebenso einzukalkulieren, wie Anreiz- wertung gewährleistet sein. Bei den seltenen
komponenten. Riskozuschläge und Anreizkom- Ackerwildkräutern ist der Fokus dagegen eindeu-
ponenten unterliegen dabei nicht der Volatilität tig auf die langfristig wirkende Sicherung von
der auf variablen Marktpreisen gründenden Op- Kompensationsmaßnahmen an einem durch die
portunitätskosten. Nur die Bindung der überneh- Präsenz der entsprechenden Arten ausgezeichne-
menden Einrichtungen oder Agenturen an öffent- ten Standort abzustellen. Eine flexible Flächenzu-
liche Haushalte ermöglicht letztendlich auch die ordnung ist in diesem Fall nicht zielführend.
vollständige Übernahme von Kompensationsver-
pflichtungen, die immer an Maßnahmen und nicht
an verfügbare Finanzmittel gebunden sind. Priva- Fallbeispiele für produktionsintegrierte
te und kleinere Agenturen wären mit der Über- kompensation - verschiedene
nahme der Kompensation einschließlich Zah- Maßnahmentypen
lungsverpflichtungen und deren Risiken in der
Regel überfordert.
Aufwertungen auf Ackerstandorten
Es ist wenig verwunderlich, dass Eingreifer den mit wechselnden Maßnahmenflächen
Aufwand für langfristige und ihren Haupttätig-
keitsfeldern nicht nahe stehende Kompensations- Zum Ausgleich für den Bebauungsplan Innovati-
verpflichtungen scheuen. Bevorzugt werden viel- onspark erwirbt die Stadt Augsburg insgesamt
mehr einmalige und dann abgeschlossene Maß- 7,5 ha Ackerfläche innerhalb eines Bezugsraumes
nahmen (Stichwort Biotopanlage). Aber auch für (900 ha) zur Umsetzung von Ausgleichsmaßnah-
Vertreter von Umweltverwaltungen und Umwelt- men für Feldvögel. Jährlich werden im Bezugs-
verbänden haben einmalig umzusetzende und raum Landwirte für die Umsetzung von PIK-
dann dauerhaft wirksame bzw. auf ihre dauerhafte Maßnahmen auf insgesamt 7,5 ha Ackerfläche
Wirksamkeit nicht weiter zu prüfende Kompensa- angeworben (Pflegeverträge zwischen Stadt und
tionsmaßnahmen eine hohe Attraktivität. Die Landwirt). Gelingt die Anwerbung nicht, dann
wahrgenommene Wirksamkeit einer einmaligen stellt die Stadt ihre angekauften Ackerflächen für
aber „garantierten“ Aufwertung befördert viel- den Ausgleich zur Verfügung. Das Vorgehen er-
fach Vorbehalte gegen das Instrument der pro- laubt Flexibilität bei durch den öffentlichen Trä-
duktionsintegrierten Kompensation. Dabei wer- ger (Eingreifer) garantierter Umsetzung. Einwer-
den gerade herkömmliche Maßnahmen vielfach bung von teilnehmenden Landwirten und Umset-
unzureichend und unvollständig umgesetzt. Dar- zungskontrolle durch den Landschaftspflegebver-
über hinaus benötigen auch Teiche oder Hecken band Augsburg (synonym zu den
langfristige Pflege, die dann aber vielfach von den Landschaftserhaltungsverbänden in Baden Würt-
öffentlichen Haushalten übernommen und aus temberg). Maßnahmen auf den Ausgleichsflächen
Naturschutzmitteln finanziert wird. Auch auf- umfassen:
grund der geschilderten Probleme ist das Instru-
ment der produktionsintegrierten Kompensation • Blühstreifen
in der Umsetzung von Aufwertungsmaßnahmen
noch deutlich weniger verbreitet, als dies nach • erhöhter Saatreihenabstand
vielversprechenden ersten Ansätzen und den da-
mit verbundenen Vorteilen für Eingreifer, Land- • Getreidestreifen in den Wintermonaten
wirtschaft und Naturschutz eigentlich zu erwarten
wäre. • Stoppelbrache im Winter
Bei der produktionsintegrierten Kompensation • ergänzend 2-3 Lerchenfenster (jeweils 20 m²)
lassen sich Maßnahmen mit flexibler Flächenzu-
ordnung (z. B. ein bestimmter Anteil an Blühstrei-
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