Page 3 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Editorial


       Landinfo 1/2018








       Globalisierte Agrarmärkte und hohe

       Volatilität - zentrale Herausforderung für

       die deutsche Landwirtschaft



       Mit den Reformen der GAP und dem damit verbundenen Abbau der Stützung der Agrarmärk-
       te in der EU hat sich der Einfluss der Weltmärkte auf unsere Preise verstärkt. Dies führte zu
       einer deutlich höheren Preisvolatilität auf den europäischen Agrarmärkten.

       Das hohes Maß an Volatilität zeichnet inzwischen die meisten Agrarmärkte aus. Dafür sind
       einerseits Natureinflüsse wie Klima und Witterung, andererseits aber auch die langen Produk-
       tionszyklen in der Landwirtschaft und die geringe Elastizität von Angebot und Nachfrage
       verantwortlich. Dies führt dazu, dass die Preise kurzfristig besonders stark auf kleine Menge-
       nänderungen reagieren. Hinzu kommt, dass z.B. bei Milch gemessen am Verbrauch verhältnis-
       mäßig geringe Mengen international gehandelt werden und diese Mengen sich auf wenige
       Exporteure konzentrieren. Minimale Angebotsänderungen können überproportionale Preis-
       reaktionen auslösen.

       Bestimmend für die Entwicklung der internationalen Agrarmärkte war im letzten Jahrzehnt
       das rasante Wachstum einiger großer Volkswirtschaften mit einer stark steigenden Nachfrage
       nach tierischen Produkten. Die Proteinnachfrage sowohl für die tierische Veredelung als auch
       für den direkten menschlichen Konsum zeigt sich z.B. in den steigenden Importen Chinas bei
       Soja, Milchpulver und Schweinefleisch. Die Entwicklung zeigt jedoch auch, dass die Import-
       nachfrage vieler Drittstaaten starken Schwankungen ausgesetzt ist. Auch auf die deutsche
       Landwirtschaft haben diese Entwicklungen der Nachfrage direkten Einfluss.

       Die weitgehende Abschaffung der auf staatliche Intervention basierenden Risikominimierung
       hat zu einem Wandel bezüglich der Risikominimierungsstrategien geführt. Statt staatlicher
       Intervention sind in der Landwirtschaft nun Strategien notwendig, die auf unternehmerische
       Kompetenz, Geschicklichkeit und Vorsorge basieren.

       Neben Warenterminmärkten als wichtiges Instrument zur Preisfindung und Risikoabsicherung
       für die Landwirte spielt die Erhöhung der Markttransparenz und die Verfügbarkeit von Markt-
       information hierzu eine zentrale Rolle. Informationen über die Lage auf den Märkten, sowohl
       auf der Erlös- als auch auf der Kostenseite, sind zum entscheidenden Faktor für den Betriebs-
       erfolg geworden. Risikominderung ist auch deshalb wichtig, um den durch starke Preisaus-
       schläge beschleunigten Strukturwandel zu bremsen. 










       Richard Riester

       Abteilungsleiter Agrarmärkte und Ernährung                                        Richard Riester
                                                                                         LEL Schwäbisch Gmünd
                                                                                         Tel. 07171/ 917-205
                                                                                         richard.riester@lel.bwl.de



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