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Soziale Landwirtschaft
bedarf beschäftigt. Bis zu 70% des Arbeitge-
berbruttolohns können je nach Leistungsver-
mögen im Rahmen eines Programms des
KVJS-Inklusions- und Integrationsamtes
Baden-Württemberg refinanziert werden.
„Die meisten Arbeitgeber kennen das gar
nicht“, berichtet Ruf, „und viele sorgen sich,
dass es mit viel Bürokratie und Anträgen ver-
bunden ist. Für sowas haben gerade kleinere
Betriebe kaum Zeit und Personal.“ Die gute
Nachricht: Der IFD unterstützt auch hier,
übernimmt vieles und ebnet den Weg durch
das Antragsverfahren. „Es gehört auch dazu,
dass wir schon mal direkt beim Einarbeiten
mithelfen. Manchmal unterstützt ein Job- Bild 2: Nadine Peters mit ihren Schützlingen; Quelle: KVJS
coach und übt etwas immer wieder mit den
Praktikanten ein“, erzählt Ruf aus dem Alltag.
Meist jedoch hilft der IFD bei den Formalitä- einer wichtigen Mitarbeiterin entwickelt“, be- Ergebnisse der Evaluation
ten, telefoniert mit Ämtern und prüft, welche stätigt Wall. „Bei ihren Aufgaben ist sie abso- von Arbeit Inklusiv: Wirkungen
Förderungen im Einzelfall möglich sind. lut zuverlässig und hat eine enorme Entwick- der Fördergrundsätze Arbeit Inklusiv:
lung gemacht.“ Sie ergänzt: „Man sollte den KVJS
Menschen Zeit geben, dann fügt es sich. Wir
Arbeit mit Pferden - ein bereuen es nicht, sie eingestellt zu haben!“
Kindheitstraum geht in Erfüllung
Gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Förderprogramm mit nachhaltigem
Menschen mit besonderen Unterstützungs- Erfolg
bedarfen hat auch die Reitervereinigung Bibe- Weitere Filmbeispiele finden
rach gemacht. „Unsere Nadine geben wir Nadine Peters und Matthias Weckemann sind Sie auch hier: Zwei junge Menschen
nicht mehr her!“, stellt Brigitte Wall klar. Wall zwei Beispiele, die mit Hilfe des IFD und des mit Behinderung und ihr Erfolg im Job
ist zweite Vorsitzende des Vereins und neben Förderprogramms „Arbeit Inklusiv“ erfolg-
dem dort angestellten Reitlehrer Nadines ver- reich und dauerhaft im Berufsleben Fuß fas-
traute Ansprechpartnerin. „Ich würd´ auch sen konnten. Im Inklusions- und Integrati-
gar nicht gehen wollen“, erwidert Nadine Pe- onsamt des KVJS wurde im vergangenen Jahr
ters selbstbewusst. Das Interesse an Pferden „Arbeit Inklusiv“ genauer unter die Lupe
hatte sie schon in der Schulzeit. Auch sie kam genommen. In einer breit angelegten wissen-
über ein Praktikum und den IFD zum Reiter- schaftlichen Evaluation bestätigte sich: 85%
hof – ihr drittes Praktikum. „Bei den anderen der Arbeitsverhältnisse sind nachhaltig, viele
Betrieben hat es einfach nicht gepasst, ich ha- Beschäftigte sind langjährige und zuverlässige
be mich nicht wohl gefühlt“, erzählt die junge Mitarbeitende geworden.
Frau. Auf dem Reiterhof hält sie nun seit 13
Jahren die Boxen und Paddocks der meist 10 Auch ein erfreuliches Ergebnis stellt zudem
vereinseigenen Schulpferde sauber, putzt das die Zufriedenheit auf Arbeitgeberseite dar:
„Reiterstüble“ und pflegt die Reithalle. Sie Fast 80 % der Betriebe, die bereits Erfahrun-
füttert Pferde und Ponys, striegelt sie, bringt gen mit dem Programm und der Beschäfti-
sie auf die Weide und mistet die Stallungen gung von Menschen mit Unterstützungsbe-
aus (Bild 2). darf gemacht hatten, waren bereit, noch wei-
tere Mitarbeitende mit Behinderung einzu-
Dass auch Nadine Peters während der Schul- stellen. Auch Brigitte Walls Erfahrungen sind
zeit einen besonderen Unterstützungsbedarf positiv - wenn es anfangs manchmal auch
beim Lernen hatte, merkt man hier nicht. schwierig war, die richtige Struktur zu finden Bettina Süßmilch
Über die Jahre hat sie sich ein beachtliches und Abläufe zu etablieren. „Heute ist Nadine KVJS Baden-
Wissen über die Arbeit mit Pferden angeeig- flexibel einsetzbar. Das war für uns zu Beginn Württemberg
net, sogar einen Longier-Kurs absolviert und so gar nicht erwartbar.“ Tel.: 0711 / 6375 – 397
ist so noch besser einsetzbar. „Sie hat sich zu bettina.suessmilch@kvjs.
de
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