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Soziale Landwirtschaft
ander gewöhnt haben.“ Inzwischen arbeitet
Matthias Weckemann seit 2012 auf Albingers
Hof. Der Milch- und Zuchtviehbetrieb in
Winterreute ist ein Bio-Hof mit 280 Milchkü-
hen und entsprechender Nachzucht von ca.
250 Tieren. Auf dem Hof sind drei weitere
festangestellte Mitarbeiter, ein Auszubilden-
der und mehrere Aushilfen beschäftigt. Aa-
ron Albinger stellte Matthias Weckemann
nach einem Praktikum ein. „Ganz am Anfang
wussten wir nicht, was wir mit ihm tun sollen.
Wir haben Verschiedenes einfach mal auspro-
biert und oft mussten wir etwas auch mehr-
mals probieren.“ Inzwischen beherrscht Mat-
thias Weckemann eine Reihe an wiederkeh-
renden Tätigkeiten. 20 Stunden in der Woche
ist er auf dem Hof und säubert die Kälberbo-
xen, räumt das Restfutter ab oder streut frisch
ein. Auch beim Umstallen oder Füttern hilft
er. Die restliche Zeit wechseln seine Aufga-
ben saisonbedingt.
Bettina Süßmilch
„Bei manchen Tätigkeiten hat das Einlernen
geklappt, bei anderen nicht. Aber inzwischen
Inklusion von Menschen mit verstehen wir uns blind“, erzählt Albinger.
Man spürt, die beiden haben sich schätzen
Unterstützungsbedarf gelernt (Bild 1). Albinger ist beeindruckt da-
von, dass Matthias fast nie fehlt, jeden Tag
motiviert ist und gerne zur Arbeit kommt.
Das Inklusions- und Integrationsamt des Kommunalverban- „Der Aaron weiß, dass er mich auch mal am
des für Jugend und Soziales (KVJS) Baden-Württemberg bie- Wochenende anrufen kann, wenn er mich
braucht“, ruft Weckemann stolz vom Sitz des
tet Unterstützung zur Inklusion von Menschen mit Unterstüt- Hofladers. „Rasenmähen im Sommer ist mei-
zungsbedarf. Mit Hilfe des Inklusions- und ne Lieblingsarbeit, das kann ich ganz alleine
Integrationsfachdienstes (IFD) und des Förderprogramms machen.“ Er würde immer wieder hier anfan-
gen wollen, beteuert er. „Ich möchte in der
„Arbeit Inklusiv“ sind bereits über 6.100 Arbeitsverhältnisse Natur arbeiten, egal bei welchem Wetter.“
in den vergangenen 20 Jahren in Baden-Württemberg ent-
standen. IFD bringt Menschen mit Behinderung
und Arbeitgeber zusammen
Bild 1: Ein eingespieltes icht nur in der Landwirtschaft, auch in
Team- Mattias Weckemann Nvielen anderen Branchen, in Produktion, So selbständig konnte der 36-Jährige in der
und Aaron Albinger; Quelle: Handwerk oder Büro, lassen sich geeignete Vergangenheit nicht immer arbeiten. In der
KVJS
Tätigkeiten finden. Dieses regelrechte Schule wurde bei ihm ein besonderer Unter-
„Schnitzen“ eines passenden Jobs wird auch stützungsbedarf beim Lernen festgestellt. Er
als „Job-Carving“ bezeichnet. absolvierte verschiedene Praktika, bis er sei-
nen Platz fand. Geholfen haben dabei auch
Thomas Ruf, Teamleiter des IFD in Biberach,
Informationen für Arbeitgeber Landwirtschaft als Chancengeber und dessen Kolleginnen. Ihr Job ist es, Men-
und Menschen mit Behinde- schen mit Behinderung und Arbeitgeber zu-
rung zum Förderprogramm „Matthias ist von all unseren Mitarbeitern sammenzuführen und zu beraten: Darüber,
Arbeit Inklusiv finden Sie jetzt schon am längsten bei uns“, berichtet wie es mit der Einarbeitung am besten funk-
unter Einheitliche Ansprechstelle für
Arbeitgeber IFD Aaron Albinger und blickt dem jungen Mann tionieren kann, aber auch dazu, welche finan-
nach, der auf den Hoflader steigt. „Am An- zielle Förderung ein Arbeitgeber erhalten
fang hat´s etwas gedauert, bis wir uns anein- kann, der Mitarbeitende mit Unterstützungs-
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