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Ökolandbau





          Tab. 1: Morphologische Sortenmerkmale und ihre Wirkungen am Beispiel von Getreide;   von Unkräutern. Dabei werden je nach unter-
          Quelle: LTZ                                                       suchter Kultur unterschiedliche Merkmale
                                                                            erfasst und geprüft. So werden beispielsweise
          Eigenschaft           Wirkung                                     beim Weizen Sorten mit einem hohen
          Hohe Pflanzenlänge...  Unkrautunterdrückung  (Beschattung) sowie er-  Kornertrag und einer guten Backqualität ge-
                                höhte Resistenz gegen bodenbürtige Pilzkrankhei-  wünscht, die zugleich auch für den ökolo-
                                en der Ähre
                                                                            gischen Anbau vorteilhafte ackerbauliche Ei-
          ---bei zugleich guter   Verminderung der Gefahr des Umknickens (La-  genschaften, wie Standfestigkeit, Resistenzen
          Standfestigkeit       gern) der Pflanzen                          gegenüber Krankheitserregern (z. B. Stein-
          Großer Abstand Blatteta-  Erhöhte Resistenz gegen Pilzkrankheiten  brand, Gelbrost) und Trockenheit sowie Aus-
          gen / Fahnenblatt / Ähre                                          wuchs- oder Winterfestigkeit aufweisen. Da-
          Waagerechte (planophi-  Bessere Unkrautunterdrückung (Beschattung)  durch können sich für den ökologischen An-
          le) Blattstellung                                                 bau geeignete Sorten in Ihrer Morphologie
                                                                            zum Teil deutlich von rein konventionellen
          Begrannung            Erhöhte Trockenheitstoleranz                Sorten unterscheiden.
          Ausgeprägte Durchwur-  Erhöhte Standfestigkeit,
          zelung                Verbesserte Nährstoff- und Wassermobilisierung
                                (Trockenheitstoleranz)                      Im nachfolgenden Beispiel von Getreide
                                                                            (Tab. 1) werden einige der im ökologischen
                                                                            Landbau besonders relevanten morphologi-
                                   chemisch synthetischen Pflanzenschutzmit-  schen Sortenmerkmale erläutert:
                                   teln sowie der Einsatz mineralischer Stick-
                                   stoffdüngemittel nicht zulässig ist. Diese viel-
                                   fältigen Anforderungen stellen erhebliche   Berücksichtigung standortspezifischer
                                   Ansprüche an die Züchtung von an den öko-  Unterschiede – Standorte der Öko-
                                   logischen Landbau angepassten Sorten.      Landessortenversuche

                                   Um eine optimale Sortenberatung auf der   Ziel der Öko-Landessortenversuche ist es,
                                   Grundlage der wertbestimmenden Eigen-    dem Öko-Landwirt oder der Öko-Landwirtin
                                   schaften bieten zu können, werden in den   wichtige Informationen zur standortgerech-
                                   Landessortenversuchen neben klassischen   ten Sortenwahl an die Hand geben zu kön-
                                   Ertrags- und Qualitätsmerkmalen eine Viel-  nen. Je nach Standort können die Sorten un-
                                   zahl zusätzlicher ackerbaulicher Kriterien un-  terschiedliche Ertrags- und Qualitätsmerk-
                                   tersucht, wie zum Beispiel die Resistenz ge-  male aufweisen, sodass folglich einzelne Sor-
                                   genüber Krankheiten und die Unterdrückung   ten mehr und andere weniger gut für einen
                                                                            bestimmten Standort geeignet sein können.
                                                                            Um diese standortbedingten Unterschiede zu
                                                                            erfassen, sind die Versuchsstandorte der
                                                                            Öko-LSV über die verschiedenen Naturräu-
                                                                            me des Landes Baden-Württembergs verteilt,
                                                                            welche ihrerseits durch verschiedene Fakto-
                                                                            ren, wie beispielsweise das Klima, die Boden-
                                                                            art und das Relief, individuell geprägt sind.
                                                                            Die Öko-Landessortenversuche in Baden-
                                                                            Württemberg werden aktuell an insgesamt
                                                                            sieben verschiedenen Standorten durchge-
                                                                            führt (Abb. 1). Da bereits die einzelnen Kul-
                                                                            turen unterschiedlich für einen jeweiligen
                                                                            Standort geeignet sind, werden nicht alle Kul-
                                                                            turen an allen Standorten getestet (Tab.2).


                                                                              Kulturen an den Standorten

                                                                            Mit Emmer und Einkorn werden auch soge-
                                                                            nannte „Urgetreide“ im Rahmen der Öko-
                                                                            Landessortenversuche angebaut. Im Ver-
          Bild 1: Emmer-Sorten werden an vier Standorten getestet; Foto: LTZ, Gabi Schwittek  gleich zu modernen Weizensorten weisen



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