Page 18 - Landinfo 1_2023_Ökolandbau
P. 18
Ökolandbau
Tab. 1: Morphologische Sortenmerkmale und ihre Wirkungen am Beispiel von Getreide; von Unkräutern. Dabei werden je nach unter-
Quelle: LTZ suchter Kultur unterschiedliche Merkmale
erfasst und geprüft. So werden beispielsweise
Eigenschaft Wirkung beim Weizen Sorten mit einem hohen
Hohe Pflanzenlänge... Unkrautunterdrückung (Beschattung) sowie er- Kornertrag und einer guten Backqualität ge-
höhte Resistenz gegen bodenbürtige Pilzkrankhei- wünscht, die zugleich auch für den ökolo-
en der Ähre
gischen Anbau vorteilhafte ackerbauliche Ei-
---bei zugleich guter Verminderung der Gefahr des Umknickens (La- genschaften, wie Standfestigkeit, Resistenzen
Standfestigkeit gern) der Pflanzen gegenüber Krankheitserregern (z. B. Stein-
Großer Abstand Blatteta- Erhöhte Resistenz gegen Pilzkrankheiten brand, Gelbrost) und Trockenheit sowie Aus-
gen / Fahnenblatt / Ähre wuchs- oder Winterfestigkeit aufweisen. Da-
Waagerechte (planophi- Bessere Unkrautunterdrückung (Beschattung) durch können sich für den ökologischen An-
le) Blattstellung bau geeignete Sorten in Ihrer Morphologie
zum Teil deutlich von rein konventionellen
Begrannung Erhöhte Trockenheitstoleranz Sorten unterscheiden.
Ausgeprägte Durchwur- Erhöhte Standfestigkeit,
zelung Verbesserte Nährstoff- und Wassermobilisierung
(Trockenheitstoleranz) Im nachfolgenden Beispiel von Getreide
(Tab. 1) werden einige der im ökologischen
Landbau besonders relevanten morphologi-
chemisch synthetischen Pflanzenschutzmit- schen Sortenmerkmale erläutert:
teln sowie der Einsatz mineralischer Stick-
stoffdüngemittel nicht zulässig ist. Diese viel-
fältigen Anforderungen stellen erhebliche Berücksichtigung standortspezifischer
Ansprüche an die Züchtung von an den öko- Unterschiede – Standorte der Öko-
logischen Landbau angepassten Sorten. Landessortenversuche
Um eine optimale Sortenberatung auf der Ziel der Öko-Landessortenversuche ist es,
Grundlage der wertbestimmenden Eigen- dem Öko-Landwirt oder der Öko-Landwirtin
schaften bieten zu können, werden in den wichtige Informationen zur standortgerech-
Landessortenversuchen neben klassischen ten Sortenwahl an die Hand geben zu kön-
Ertrags- und Qualitätsmerkmalen eine Viel- nen. Je nach Standort können die Sorten un-
zahl zusätzlicher ackerbaulicher Kriterien un- terschiedliche Ertrags- und Qualitätsmerk-
tersucht, wie zum Beispiel die Resistenz ge- male aufweisen, sodass folglich einzelne Sor-
genüber Krankheiten und die Unterdrückung ten mehr und andere weniger gut für einen
bestimmten Standort geeignet sein können.
Um diese standortbedingten Unterschiede zu
erfassen, sind die Versuchsstandorte der
Öko-LSV über die verschiedenen Naturräu-
me des Landes Baden-Württembergs verteilt,
welche ihrerseits durch verschiedene Fakto-
ren, wie beispielsweise das Klima, die Boden-
art und das Relief, individuell geprägt sind.
Die Öko-Landessortenversuche in Baden-
Württemberg werden aktuell an insgesamt
sieben verschiedenen Standorten durchge-
führt (Abb. 1). Da bereits die einzelnen Kul-
turen unterschiedlich für einen jeweiligen
Standort geeignet sind, werden nicht alle Kul-
turen an allen Standorten getestet (Tab.2).
Kulturen an den Standorten
Mit Emmer und Einkorn werden auch soge-
nannte „Urgetreide“ im Rahmen der Öko-
Landessortenversuche angebaut. Im Ver-
Bild 1: Emmer-Sorten werden an vier Standorten getestet; Foto: LTZ, Gabi Schwittek gleich zu modernen Weizensorten weisen
18 Landinfo 1 | 2023