Page 70 - Landinfo 5_2021 Akademie für Landbau und Hauswirtschaft Kupferzell
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Aus den Landesanstalten







               bearbeitet. Die FFS betreibt dabei angewandte Forschung für eine nachhaltige Fischzucht, beispielsweise mit dem Ziel der wei-
               teren Reduktion der Ablaufwasserbelastung und Verbesserung der Fischgesundheit und des Fischwohl.
               Mindestens genau so groß ist die Bedeutung für den landwirtschaftlichen Sektor. Beispielsweise werden den landwirtschaftli-
               chen Betrieben i.R. des Wissenstransfers bereits seit vielen Jahren Empfehlungen an die Hand gegeben, wie beispielsweise ein
               Mehr an Tierwohl in den Stallungen umgesetzt oder ein Mehr an Biodiversität auf den Grünlandflächen erreicht werden kann.
               Aktuell kommen die Projektaktivitäten im Bereich Digitalisierung und vor allem Anpassung an den Klimawandel hinzu. Die Er-
               gebnisse aus den Projekten werden aufgearbeitet und über die zahlreichen Kanäle des Wissenstransfers (Aus-, Fort- und Weiter-
               bildung) verbreitet. Damit versucht das LAZBW Antworten auf die Fragen zu geben, wie die landwirtschaftlichen Betriebe jeweils
               im Einzelfall reagieren können.
            Wie kann Rinderhaltung nachhaltig gelingen?
               Der Nachhaltigkeitsbegriff als Schnittmenge aus Ökologie, Ökonomie und Soziales stellt an sich eine sehr große Herausforde-
               rung dar. Allumfassend ist diese Frage an dieser Stelle auch auf Grund seiner Vielschichtigkeit nicht zu beantworten. Wichtig ist
               m.E., dass die Tierhaltung insgesamt und auch die Rinderhaltung gesellschaftlich akzeptiert vollzogen wird. Im Koalitionsvertrag
               der Landesregierung wird in diesem Zusammenhang auf einen sog. Gesellschaftsvertrag verwiesen, auf den es gilt hinzuwirken.
               Hierfür ist es notwendig, dass die zahlreichen positiven Leistungen bewusst gemacht werden. Dem gegenüber steht der Auf-
               wand (Kosten) für den diese Leistungen erzeugt werden. Hierbei muss m.E. zukünftig noch stärker auf den Bereich der Ressour-
               ceneffizienz geschaut werden.
               Als ein Beispiel möchte ich die Treibhausgase in der Rinderhaltung herausgreifen. Jedem/r muss klar sein, dass Methan völlig
               natürlich bei der Verdauung der Wiederkäuer entsteht. Kritisch hinterfragt werden darf in welchem Ausmaß und vor allem das
               Verhältnis zwischen Input und Output des gesamten Tieres bzw. Prozesses. Hierzu bedarf es zum einen fest definierte Bezugs-
               größen, beispielsweise Methanausstoß je kg erzeugter Milch und/oder je erzeugtem kg Fleisch. Hinzu kommt eine gesamtbe-
               triebliche Betrachtung für den Bereich der Treibhausgase. Und selbst das reicht dann nicht final für eine Aussage zur Nachhaltig-
               keit aus, weil die Bereiche Ökonomie und Soziales noch bewertet werden müssen. Wichtig ist, dass pauschale Aussagen an
               dieser Stelle nicht zielführend sind.

            Welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten Jahren für das LAZBW?
               Das ist schwer vorauszusagen. Wir sind ein Kompetenzzentrum an dem zum einen Wissen generiert und zum anderen Wissen
               transferiert wird.
               Wir müssen zukünftig weiterhin als attraktives und kompetentes Zentrum in all seinen fachlichen Schwerpunkten wahrgenom-
               men werden bzw. müssen diese Stellung weiter ausbauen. Die Möglichkeiten heutzutage an Wissen und Informationen zu ge-
               langen nehmen stetig zu, gerade in den letzten Monaten hat man gesehen, dass das Angebot an Onlineangeboten bundesweit
               zunimmt. Damit wird es nicht zuletzt auch für baden-württembergische Betriebe einfacher Angebote beispielsweise aus weiter
               entfernten Regionen zu nutzen. Ich sehe hier einen zunehmenden Wettbewerb der Lehrgangsanbieter, sehe aber auch eine gro-
               ße Chance des LAZBW sich hier weiter bundesweit zu etablieren und neue „Kunden“ zu gewinnen.
               Die angesprochenen Bautätigkeiten kosten viel Energie und Kraft, stellen aber eine wichtige Grundlage dar. Wir brauchen am
               gesamten LAZBW auch zukünftig motivierte und fachkompetente Mitarbeiter*innen, die sich mit ihrer Arbeit und damit dem
               Zentrum identifizieren. Hierzu ist es notwendig, dass das LAZBW als ein attraktiver Arbeitgeber nicht nur in der Region Ober-
               schwaben, sondern in gesamt Baden-Württemberg und über die Landesgrenzen hinweg wahrgenommen wird.

               Ich sehe für die nächsten Jahre aber auch viele Chancen. Wie bereits gesagt bearbeiten wir Themen mit einer hohen Brisanz für
               die Betriebe im Land. Die Landesregierung steht hinter unserer heimischen und von Familienbetrieben geprägten Landwirt-
               schaft. Und zum Erhalt dieser kann das LAZBW mit seinem Handeln ein großes Stück beitragen. Nicht zuletzt hat die Landesre-
               gierung im Koalitionsvertrag zahlreiche Vorhaben formuliert bei denen auch das LAZBW gefordert ist.
               Neben dem Neubau am Standort Atzenberg sind weitere infrastrukturelle Erweiterungen geplant, beispielsweise für Tätigkeiten
               der Wildforschungsstelle, die uns neue Möglichkeiten erschließen.

            Welche Chancen sehen Sie in der Kooperation mit anderen Versuchs- und Bildungszentren?
               Generell sehe ich in Kooperationen eine große Chance um zielorientiert aber vor allem auch effizient verschiedenste Herausfor-
               derungen und Themenbereiche aufzugreifen. Auf der einen Seite nimmt die Themenvielfalt zu, auf der anderen Seite sind die
               Ressourcen zur Bearbeitung vor Ort oft ein begrenzender Faktor. Die bundesweite Vernetzung zwischen den verschiedenen Ver-
               suchs- und Bildungszentren wird in allen Ebenen sehr intensiv gepflegt. So tauscht man sich fachlich sehr regelmäßig aus und
               bearbeitet mittlerweile auf Augenhöhe zahlreiche Themen im Rahmen von Projekten gemeinsam. Für den Bereich Tierhaltung
               möchte ich exemplarisch die beiden Projekte „OptiKuh“ und „eMissionCow“ aufführen. Letzteres beschäftigte sich mit dem Ziel
               der Reduktion klimaschädlicher Emissionen der Rinderhaltung durch eine erhöhte Futtereffizienz, eine Herausforderung die die
               gesamte Landwirtschaft und nicht nur einzelne Regionen betrifft.
            Was ich an dieser Stelle noch sagen wollte, ..
               ist, dass ich mich trotz zahlreicher Herausforderungen in den kommenden Jahren auf die Arbeit hier am LAZBW und damit auf
               das gemeinsame Miteinander mit meinen Kolleg*innen als auch auf den Austausch und interessante Diskussionen mit den
               verschiedenen Zielgruppen freue und hierzu alle recht herzlich einlade.









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