Page 18 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
P. 18
Schwerpunktthema
neralversammlung ausfallen ließ. Immerhin ren und auch das Vereinsblatt wieder erschei-
konnte der Verein schon einiges auf den Weg nen zu lassen. Der Verwalter Hoffmann,
bringen. Denn bereits 1910 hatten die Absol- Schriftführer des Vereins, verfasste daraufhin
venten angeregt, nicht nur den zweijährigen im Oktober ein Rundschreiben an die Ehe-
Kurs anzubieten, sondern auch weitere Kurz- maligen, um zu erkunden, ob tatsächlich so
lehrgänge und Winterlehrgänge abzuhalten. viel Interesse vorhanden sei. Ziel war, von
Mit mehreren sechstägigen Unterrichtskur- den 220 vorherigen Mitgliedern wenigstens
sen in Obst- und Gemüseverwertung wurde 200 wieder zum Beitritt bewegen zu können.
dies im Sommer 1914 umgesetzt. Nicht zuletzt ging es um eine ausreichende
Zahl Mitgliedsbeiträge, um die Vereinsge-
Doch dann begann der Erste Weltkrieg. schäfte und das Vereinsblatt finanzieren zu
140 Vereinsmitglieder mussten zum Kriegs- können. Bei 3 Mark Jahresbeitrag würden
dienst einrücken, allen voran Ehrenvorstand 200 Mitglieder immerhin 600 Mark für die
Schoffer, Leiter der Weinbauschule 1895- Vereinskasse bedeuten. Da die Währungsre-
1914 und 1916-1928. Die Vereinsarbeit wur- form nun durchgeführt war, hatten sich die
de während der Kriegsjahre auf Sparflamme Verhältnisse etwas stabilisiert und aus der
gesetzt. Das Vereinsblatt stellte sein Erschei- Mark war die Reichsmark geworden.
nen zunächst ein. Erst ab März 1919 erschien
das Vereins-Blatt wieder regelmäßig und be-
klagte den Verlust von 23 Vereinsmitgliedern, Die Auflösung 1933
die im Krieg gefallen waren. Zu Ehren der
Gefallenen ließ der Verein von Bildhauer Der Eingriff des Nationalsozialismus in die
Volk aus Weinsberg eine Gedenktafel anferti- Strukturen von Staat und Gesellschaft er-
gen (Bild 3). Sie wurde am 12. September zwang die Auflösung von eigenständigen und
1920 im Rahmen der Generalversammlung selbstverwalteten Organisationen. Im Rah-
enthüllt. Die Tafel ist noch erhalten, sie befin- men der sogenannten „Gleichschaltung“
det sich heute im Untergeschoss des Haupt- wurden zum Beispiel landwirtschaftliche Ver-
gebäudes der Lehr- und Versuchsanstalt. bände in den neu geschaffenen Reichsnähr-
stand eingegliedert. Auch der Verein Ehema-
liger Weinsberger Weinbauschüler kam nicht
Neubelebung im Jahr 1925 ungeschoren davon. Durch Anordnung des
Landesbauernführers wurde der Verein noch
Erst der deutsche Weinbaukongress im Jahr im Jahre 1933 aufgelöst.
1925 in Koblenz gab den Anstoß für eine
Wiederbelebung des Vereins. Viele Ehemali-
Bild 3 ge waren gekommen und es wurde der Gründung der Kameradschaft 1938
Gedenkstein zu Ehren der
Gefallenen des 1. Weltkrieges. Wunsch geäußert, den Verein neu zu aktivie-
Der Wunsch, sich regelmäßig zu treffen, blieb
aber wach und so wurden auch wieder Zu-
sammenkünfte organisiert. Direktor Gräter
äußerte in einem Schreiben an das Wirt-
schaftsministerium, Abteilung Landwirt-
schaft, vom 8. Januar 1938 die Bitte „…eine
Wiederbelebung des Vereins ehemaliger
Weinsberger Schüler zu erreichen, etwa in
Form einer Kameradschaft…..“. Der Bitte
wurde entsprochen und um eine Abstim-
mung mit der Landesbauernschaft gebeten.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wur-
de dann auch dieses mühsam am Leben ge-
haltene Vereinsleben erneut unterbrochen.
Dokumente aus dieser Zeit zeigen, dass die
Weinbauschule Weinsberg für viele ehemalige
Schüler aber immer noch eine wichtige An-
laufstelle war. Zahlreiche Feldpostbriefe er-
reichten den Leiter der Weinbauschule. Sie
18 Landinfo 2 | 2018