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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2019





          Grußwort von Rektor Prof. Dr. Stephan Dabbert







                                   Sehr geehrte Damen und Herren,

                                   „Landwirtschaft mit weniger chemischem Pflanzenschutz – geht das?“ lautet das Thema des
                                   diesjährigen Landwirtschaftlichen Hochschultages, in dessen Verlauf wir versuchen werden,
                                   dieses gesellschaftlich ebenso wie wirtschaftlich und politisch brisante Thema von verschiede-
                                   nen Perspektiven zu beleuchten.




                                   Gesunde Pflanzen sind eine Voraussetzung für hohe und qualitativ hochwertige Erträge. Pflan-
                                   zenschutz zeigt dabei viele Gesichter: Er kann physikalisch, chemisch oder biologisch sein,
                                   präventiv oder kurativ eingesetzt werden. Die Komplexität des Themas zeigt sich auch daran,
                                   dass Pflanzenschutz von unterschiedlichen Skalenebenen her gedacht werden kann:  Einzel-
                                   pflanze, Teilschlag, Schlag, die Kulturart, den Betrieb und von der Agrarlandschaft. Insbeson-
                                   dere der chemische Pflanzenschutz wird zunehmend infrage gestellt. Die wiederkehrende
                                   Debatte in den Medien und das große öffentliche Interesse um Pflanzenschutzmittel (z. B.
                                   Glyphosat) zeigen die Tragweite und Bedeutung des Themas auf.




                                   Trotz  strenger  rechtlicher Rahmenbedingungen  und einer sachkundigen Anwendung sind
                                   chemische Pflanzenschutzmittel und ihre Metaboliten in Gewässern nachweisbar und sie tra-
                                   gen maßgeblich zur Abnahme der biologischen Vielfalt bei. Die Debatte um den chemischen
                                   Pflanzenschutz wird insbesondere in westeuropäisch oder nordamerikanisch geprägten Ge-
                                   sellschaften geführt, verbunden mit der Forderung, den chemischen Pflanzenschutz immer
                                   weiter zu reduzieren und einzelne, bislang zugelassene Wirkstoffe gänzlich zu verbieten.




                                   An der Universität Hohenheim arbeiten Forscherinnen und Forscher bereits seit Jahren an dem
                                   Thema des nachhaltigen Kulturpflanzenanbaus. Mit ihrer agrarwissenschaftlichen Fakultät
                                   verfügt die Universität über eine breite und international anerkannte Expertise, um wesentliche
                                   Beiträge zu dieser drängenden Herausforderung leisten zu können. So erforschen die Hohen-
                                   heimer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler alternative Möglichkeiten, die eine signifi-
                                   kante Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel zulassen, ohne jedoch quan-
                                   titative und qualitative Einbußen im Kulturpflanzenanbau zur Folge zu haben.




                                   Der ökologische Landbau verzichtet auf den Einsatz chemisch-synthetischer Pflanzenschutz-
                                   mittel. Er setzt auf ein Betriebssystem, das die vielfältigen Methoden des Pflanzenschutzes in
                                   anderer Weise kombiniert, als es die konventionelle Landwirtschaft tut. Dies geschieht etwa
                                   durch den Einsatz von ausgefeilten Fruchtfolgen und damit auf der betrieblichen Ebene, ei-
                                   nem breiteren Portfolio in der pflanzlichen Produktion und vielfältigen anderen Maßnahmen.














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