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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2019





          Grußwort von Prof. Dr. Ralf T. Vögele







                                   Meine sehr verehrten Damen und Herren,

                                   der Landwirtschaftliche Hochschultag ist eine traditionsreiche Veranstaltung, welche seit vielen
                                   Jahren sehr erfolgreich vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-
                                   Württemberg und der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim gemeinsam
                                   ausgerichtet wird. Es freut mich sehr, dass der Landwirtschaftliche Hochschultag auch dieses
                                   Jahr wieder tatkräftig vom Team Hohenheim der Jungen DLG unterstützt wird. Beim Land-
                                   wirtschaftlichen Hochschultag sind wir bestrebt, aktuelle Themen aus der landwirtschaftlichen
                                   Praxis aufzugreifen und diese einem breiten Publikum in verständlicher Form nahe zu bringen.
                                   So hatten wir in den vergangenen Jahren beispielsweise Themen zur Biodiversität, zur Land-
                                   wirtschaft 4.0, zum Tierwohl, zu Böden, zu Smart Farming, zum Biolandbau, aber auch zur
                                   gesellschaftlichen Akzeptanz moderner Landwirtschaft.




                                   Wir haben dieses Jahr das Format der Veranstaltung etwas modifiziert, so dass wir nun zwei
                                   Vortragsblöcke haben, einen zum Status Quo des Pflanzenschutzes und einen zweiten zu den
                                   Optionen für weniger chemischen Pflanzenschutz und daraus resultierenden Effekten. Abge-
                                   rundet wird die Veranstaltung durch eine abschließende gemeinsame Diskussionsrunde.




                                   Meine sehr verehrten Damen und Herren, Pflanzenschutzmittel begleiten die Menschheit seit
                                   Beginn der Sesshaftigkeit. Waren es zunächst Naturstoffe, kommen seit Mitte des 19ten Jahr-
                                   hunderts mit Netzschwefel und verschiedenen Kupferverbindungen die ersten „chemischen“
                                   Mittel zur Anwendung. Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel gibt es dagegen erst seit
                                   den 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts – teilweise in Anwendung bis heute. Man kann - glau-
                                   be ich - zu Recht die Aussage treffen, dass es neben der „Grünen Revolution“ vor allem die
                                   neuen Pflanzenschutzmittel waren, die zu einer erheblichen Produktionssteigerung im Agrar-
                                   bereich beigetragen haben. Neben diesen positiven Aspekten bergen Pflanzenschutzmittel –
                                   wie jede andere Chemikalie - aber immer auch Gefahren. Daher unterliegt die Zulassung von
                                   Pflanzenschutzmitteln auch seit Jahrzehnten strengen Kontrollen. Dass diese Kontrollen,
                                   unter der Berücksichtigung neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse, auch nötig und wichtig
                                   sind, zeigen einige Fälle aus der Vergangenheit, wie beispielsweise der Fall Dichlordiphenyltri-
                                   chlorethan, besser bekannt als DDT – zunächst gefeiert und weitläufig eingesetzt, dann aber
                                   aufgrund seiner cancerogenen Eigenschaften zumindest als Pflanzenschutzmittel verboten.




                                   Derzeit werden Stimmen immer lauter, die beispielsweise vor dem Hintergrund des beobacht-
                                   baren Artenrückgangs, ein Verbot von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln oder
                                   zumindest eine Reduktion des Einsatzes derselben fordern. Sind diese Forderungen berech-
                                   tigt? Können solche Maßnahmen überhaupt umgesetzt werden vor dem Hintergrund, dass
                                   chemischer Pflanzenschutz heute ein wesentlicher Baustein ist, um auf nationaler, aber vor
                                   allem auch auf globaler Ebene eine quantitativ sowie qualitativ ausreichende Biomasseversor-
                                   gung aus der Landwirtschaft für die Gesellschaft sicher zu stellen? Verschieben wir mit solchen
                                   Forderungen nicht das Problem in andere Länder und waschen dabei unsere Hände in Un-
                                   schuld?








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