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Schwerpunktthema: Schafe
Ronja Schütz und Johanna Fritz
«Der springt doch eh, oder?» - Häufig gestellte Fragen
rund um den Herdenschutz in Baden-Württemberg
Die Rückkehr von Wölfen nach Baden-Württemberg stellt die Weidetierhaltung vor enorme Herausfor-
derungen. Dies führt zu häufig emotional geführten Debatten. Da der Einsatz von Herdenschutzmaß-
nahmen ein wichtiger Baustein ist, um das Risiko von Übergriffen auf Weidetiere zu reduzieren, ist es
von großer Bedeutung, die Möglichkeiten und Grenzen des Herdenschutzes sachlich zu beleuchten.
Im vorliegenden Artikel werden daher häufig gestellte Fragen aus Praxis und Politik aufgegriffen und
Hinweise zu fachlichen Ansprechpartnern und Informationsquellen gegeben. Die Forstliche Versuchs-
und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) ist mit dem Wolfsmonitoring, der fachlichen Beglei-
tung des Herdenschutzes und dem Wissenstransfer zum Wolf im Land beauftragt.
Bild 1: Welpe des Schluchseer ie Rückkehr von großen Beutegreifern len auch Rinder (5 % ) betroffen. Den einzel-
Rudels, Aufnahme einer Dwie dem Wolf in die Kulturlandschaft nen in BW sesshaften Wölfen können dabei
Fotofalle aus dem Sommer Deutschlands stellt die Weidetierhaltung vor recht unterschiedliche Zahlen zugeordnet
2023; Quelle: FVA
große Herausforderungen. Mit der Abwesen- werden. So erbeuten manche Wölfe regelmä-
heit des Wolfes haben sich die Praktiken in ßig Nutztiere, andere sind diesbezüglich un-
der Weidetierhaltung ohne den Einfluss des auffällig. Rinder wurden bisher nur von einem
großen Beutegreifers weiterentwickelt. Aktu- Wolf im Südschwarzwald getötet.
ell etabliert sich der Wolf durch natürliche
Zuwanderung in Baden-Württemberg (BW).
Trifft er auf unzureichend geschützte Weide- Herdenschutz ist mehr als nur Zäune
tiere, so kann es zu Rissen kommen. Seit 2015
wurden in BW 74 Übergriffe von Wölfen auf Der präventive Herdenschutz ist bei den ak-
Weidetiere registriert, bei denen 187 Tiere ge- tuellen Gegebenheiten ein zentrales Instru-
tötet wurden (Stand Mai 2024). Überwiegend ment zur Vereinbarkeit von Weidetierhaltung
sind Schafe und Ziegen (95 %), in Einzelfäl- und Wölfen. Ebenso ist die konsequente Ent-
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