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Aus den Dienststellen




























       Bild 1: Testung alternativer Mittel zur Regulierung der Kleinen Pflaumen-  Bild 2: Förderung von Schwebfliegen in Obstanlagen
       laus im Bioanbau; Quelle: Doris Betz / LTZ                  mittels Frühblüher; Quelle: Doris Betz / LTZ

         Alternativer Pflanzenschutz im         (LVWO) in Weinsberg zusammen. Dadurch
         Versuchswesen                          wird eine praxisnahe Bearbeitung der drän-
                                                genden Themen gewährleistet.
       Das LTZ beschäftigt sich in seiner Versuchs-
       arbeit mit der Entwicklung von Pflanzen-
       schutzstrategien, Testung von alternativen   Auswirkungen auf Bewirtschaftung
       Präparaten (Bild 1)  und robusten Sorten.   und Vermarktung
       Aber auch verschiedene Anbausysteme, wie
       die Einnetzung von Kirschen und Pflaumen   Die Bewirtschaftung der umgestellten Ver-
       oder die Überdachung von Aprikosen, wer-  suchsflächen erfolgt auf dem Augustenberg
       den unter dem Blickwinkel ihres möglichen   nach den Richtlinien des ökologischen An-
       Einsatzes im ökologischen Obstanbau unter-  baus. Dabei ist unter anderem auch die An-
       sucht. Vor dem Hintergrund der angestrebten   wendung von Herbiziden untersagt. Die Un-
       Reduktion chemisch-synthetischer Pflanzen-  krautregulierung erfolgt daher auf mechani-
       schutzmittel liegt ein weiterer Fokus auf der   schem Wege mithilfe eines Unterstockhack-
       Prüfung alternativer Pflanzenschutzmaßnah-  und Fadengeräts sowie manuell. Auch  auf
       men auch für die Integrierte Produktion.  weiten Teilen der konventionell bewirtschaf-
                                                teten Betriebsflächen wird diese Art der Un-
       Gleichzeitig soll die biologische Vielfalt wei-  krautregulierung angewandt.
       ter gestärkt werden. Daher sind die Umset-
       zung von Biodiversitätsmaßnahmen und die   Bei der Wahl der Bio-Zertifizierung entschied
       Erprobung von Verfahren zur Nützlingsför-  sich das LTZ für den Anbauverband Bioland.
       derung auf dem Augustenberg von besonde-  Wie auch in Praxisbetrieben, gewährleisten
       re  Bedeutung.  In  verschiedenen  Versuchen   strikte, jährliche Kontrollen die ordnungsge-
       wird beispielsweise gezielt das Potenzial von   mäße Umsetzung der vorgegebenen Richtli-
       Nützlingen hinsichtlich ihrer Regulierung   nien. Diese erfolgen durch die Öko-Kontroll-
       von Schadinsekten im Obstbau untersucht.   stelle ABCert in Esslingen.
       Versuchsweise werden Ohrwürmer gegen die
       Blutlaus oder Schwebfliegen gegen verschie-  Neben der Bewirtschaftung der Flächen und
       dene Blattlausarten eingesetzt (Bild 2).  dem Versuchswesen ist auch der Obsthof des
                                                LTZ von zahlreichen Anpassungen und Ver-
       Bei der Entwicklung der Pflanzenschutzmaß-  änderungen der Abläufe betroffen. Aufgrund
       nahmen arbeitet das LTZ im Rahmen eines   der Richtlinien muss ökologisch und konven-
       Versuchsbeirates eng mit Vertretern aus der   tionell produziertes Erntegut strikt getrennt
       ökologischen Obstbaupraxis, dem Beratungs-  werden. Dies war erstmals in diesem Jahr der
       dienst Ökologischer Obstbau (BÖO) sowie   Fall. Nach der vorgeschriebenen dreijährigen   Dr. Nicolai Haag
       der Fördergemeinschaft Ökologischer Obst-  Umstellungszeit bei Dauerkulturen kann seit   LTZ Augustenberg
       bau e.V. (FÖKO) und der Staatlichen Lehr-   Herbst 2023 die erste Ökoware im Obstver-  Tel.: 0721 / 9468 - 472
       und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau   kauf des LTZ angeboten werden.       Nicolai.Haag@ltz.bwl.de


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