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Gartenbau und Sonderkulturen
Für eine Bekämpfung mit Pflanzenschutz-
mitteln stehen nur noch wenige Wirkstoffe
zur Verfügung. Mittel auf Basis von Pyreth-
rum + Rapsöl haben beispielsweise eine ge-
wisse Wirkung auf Weichwanzen. Es ist aller-
dings wichtig zu beachten, dass eine Verein-
barkeit mit dem gerade im geschützten Anbau
standardmäßigen Nützlingseinsatz hierbei
nicht oder nur bedingt gegeben ist.
Natürliche Gegenspieler von Weich- und
Bodenwanzen sind bekannt. In der Literatur
werden räuberische Arten innerhalb der
Laufkäfer, Marienkäfer und Spinnen genannt
sowie Florfliegen-Larven. Speziell im ge-
schützten Anbau können Raubwanzen der
Gattungen Orius oder Macrolophus gegen die
Schadwanzen eingesetzt werden. Da diese
Gegenspieler in der Regel jedoch Generalis-
ten sind, ist nur von einem geringen Einfluss
auf die Regulierung der Schadwanzen-Popu-
lationen auszugehen.
Aus der Gruppe der Schlupfwespen parasitie-
ren Arten in den Gattungen Peristenus, Ana-
phes und Leiophron diverse Weichwanzen. Ins-
besondere Peristenus-Arten sind für den biolo-
gischen Pflanzenschutz von Interesse. Sie
können alle Nymphen-Stadien von Lygus spp.
Bild 5: Lygus-Saugschaden an Gurke parasitieren, insbesondere aber Nymphen bis
zum dritten Entwicklungsstadium. Freiland-
Untersuchungen haben gezeigt, dass P. digo-
überwunden werden können. Weibliche Indi- neutis und P. stygicus Parasitierungsraten von
viduen flogen der Studie zufolge weiter und bis zu 60 % erreichen können, unter Berück-
konnten im Vergleich zu Männchen länger sichtigung von Witterung und Habitat. Zur
fliegen. Optimale Flugtemperaturen liegen Biologie, dem Verhalten und der Verbreitung
zwischen 20 und 28 °C. dieser Arten insbesondere im Kontext biolo-
gischer Pflanzenschutzstrategien besteht al-
lerdings noch akuter Forschungsbedarf.
Bild 6: In das Gewebe einer Bekämpfung
Schnittlauch-Pflanze eingebet- Artspezifische Pheromone sind mittlerweile
tete Lygus-Eier Die Bekämpfung dieser Schadwanzen ist eine für die Arten Lygus rugulipennis und Lygocoris
große Herausforderung für den Pflanzen- pabulinus erhältlich. In Kombination mit Fal-
schutz. lensystemen können sie zu einem effektiveren
Monitoring dieser beiden Arten beitragen.
Einnetzungen der Bestände zum Schutz vor Als Massenfang-Systeme eignen sie sich aber
Wanzen sollten, wo immer möglich, Standard vermutlich nicht. Untersuchungen aus Eng-
in geschützten Kulturen sein. Lüftungsklap- land zufolge, zeigte sich zum Management
pen sollten unter Berücksichtigung möglicher von Lygus rugulipennis, Lygocoris pabulinus und
Auswirkungen auf das Mikroklima in den Liocoris tripustulatus im Beerenobstanbau ein
Gewächshäusern mit Netzen ausgestattet Push-Pull-System, bestehend aus artspezifi-
bzw. nachgerüstet werden. Insektensichere schen Pheromonen (Pull-Komponente) und
Netze mit Maschenweiten von 0,4 x 0,8 mm einem Repellent auf Basis von Hexyl-Butyrat
bzw. 0,8 x 0,8 mm reduzieren deutlich die (Push-Komponente), als effektiv. Eine Re-
Einwanderung der Schädlinge in die Bestän- duktion von Fruchtschäden zwischen 15 und
de. 85 % wurde berichtet.
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