Page 50 - Landinfo 5/2020 Schwerpunktthma Vernetzungsprojekte
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Pflanzen- und Tierproduktion
Seuche erkannt wird, desto “einfacher“ ge-
staltet sich die Bekämpfung und Eindäm-
mung der Seuche im Wildschweinbestand
und die zu etablierenden Restriktionszonen
mit den damit einhergehenden Einschrän-
kungen fallen damit im besten Fall, noch
kleinstmöglich aus. Hierzu ist es wichtig alle
Totfunde von Wildschweinen zu beproben
Wildschweine leben im sozialen Familienverband, sogenannten Rotten. Das Kernstück stellt und die zuständigen Veterinärbehörden zu
dabei die Bache (adultes weibliches Wildschwein mit Nachwuchs) dar. Es können sich mehrere
adulte oder subadulte und miteinander verwandte Bachen mit Nachwuchs zu einer größeren informieren. Dies gilt auch für Verkehrsunfäl-
Rotte bis ca. 35 Tieren zusammenschließen. Subadulte Keiler (männliches Wildschwein) ziehen le mit Wildschweinen und bei der Jagdaus-
in Kleingruppen umher und adulte Keiler sind außerhalb der Paarungszeit Einzelgänger. übung erlegte Wildschweine, welche sich auf-
© Shutterstock, Fotograf WildMedia
fällig bzw. ungewöhnlich verhalten haben.
Das Land Baden-Württemberg durch Minis-
Kerngebiet (Stand 13.11.20) in Brandenburg ter Hauk hat mit dem durch den Minister vor-
westlich des Spree-Neiße-Kerngebiet im gelegten ASP-Maßnahmenplan (12-Punkte
Landkreis Oder-Spree eingerichtet werden Plan) bereits eine Leitlinie vorgegeben und
(30.10.2020). Am 30.10.20 wurde zudem im mit der Etablierung des seit 2015 landesweit
Landkreis Görlitz, Sachsen ein ASP-positives agierenden Runden Tisches Schwarzwild ver-
Wildschwein Richtung Polen erlegt. Aktuell schiedene Akteure zusammengebracht, wel-
(13.11.2020) wurden in Brandenburg drei che Empfehlungen erarbeiten und entspre-
Kerngebiete und in Sachsen entsprechend chend die Weichen für die Umsetzung der
Restriktionszonen definiert, in welchen bis- Maßnahmen stellen können. Hierzu zählt z. B.
her insgesamt 150 tot aufgefundene oder er- die Arbeitsgruppe Seuchen, in welcher unter
legte Wildschweine positiv auf ASP getestet anderem ein Tilgungsplan für Baden-Würt-
wurden. temberg erarbeitet und der Ausbau des Ver-
wahrstellen-Netzes veranlasst wurde.
Präventive Maßnahmen in Baden- Um die Jägerschaft bei der Reduktion des
Württemberg Wildscheinbestandes vor einem ASP-Eintrag
zu unterstützen, hat das Land Baden-Würt-
Die oben beschriebene Entwicklung der ASP temberg Erleichterungen bei der Schwarz-
in Brandenburg und Sachsen, zeigt wie wich- wild-Bejagung umgesetzt. Hierzu zählt unter
Vortrag des ASP-Kompetenzteam tig ein rechtzeitiges Detektieren des Seuchen- anderem der nun erlaubte Einsatz von Nacht-
in Tübingen im Sommer 2020;
© RP Tübingen eintrages ist. Je früher die Einschleppung der sichttechnik oder künstlichen Lichtquellen.
Zudem ist auch eine Unterstützung in Form
eines Förderprogrammes zur jagdlichen Inf-
rastruktur (InfraWild) in Umsetzung, über
welches Unterstützungsleistungen auf
Drückjagden (z.B. Geld zum Einsatz von
Hunden), Beschaffung von nötiger Revier-
ausstattung oder zur Wildbret-Vermarktung
anteilig förderbar sind. Dies wird noch ge-
stärkt durch ein kostenloses Beratungsange-
bot zur effektiven Schwarzwildbejagung
durch die Berufsjäger der Wildforschungs-
stelle am LAZBW, Aulendorf (Artikel hierzu
erschienen in der Landinfo 3 / 2020).
Vorbereitungen auf die ASP
Im Sommer 2018 wurde das interdisziplinär
aufgebaute ASP-Kompetenzteam (ASP-KT),
bestehend aus Vertretern von Forst und
Landwirtschaft sowie Veterinären und Wild-
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