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Pflanzen- und Tierproduktion





       ebneten Stellen auszubringen – dieses hat
       man aber in der Regel nicht zur Verfügung.

       Ein Kompromiss aus dieser Problematik
       kann der Einsatz von zertifiziertem Regio-
       Saatgut sein. Dieses enthält in der Regel Sa-
       men von Arten, die typisch für den Lebens-
       raumtyp Mähwiese sind, die nicht züchterisch
       verändert wurden und die nachweislich aus
       engeren Herkunftsgebieten stammen. Diese
       Aufteilung der Herkunft grenzt die kritisch
       gesehene Genpool-Vermischung etwas ein.
       Das Regio-Saatgut ist aufgrund des höheren
       Produktionsaufwandes deutlich teurer als
       konventionelle Regelmischungen. Oftmals
       stoßen die höheren Kosten auf Unmut zwi-
       schen Landwirt und Jagdpächter, der für die
       Reparaturkosten aufkommen muss.

       Im Versuch des LAZBW wurde daher eben-
       falls untersucht, ob es Vor- oder Nachteile
       durch Einsaat in die eingeebneten Schwarz-
       wildschäden gibt. Dazu wurde die empfohle-
       ne Regio-Saatgutmischung für artenreiche
       Wiesen in diesem Gebiet verwendet und in
       zwei Aussaatstärken (empfohlene 3 g/m², re-
       duziert 2 g/m²) ausgebracht. Zusätzlich wur-
       de diese Mischung, die Samen von 30 Arten
       enthielt, auf 13 Arten reduziert und als weite-
       re Variante ausgebracht. Der Hintergedanke   Abb. 1: Anzahl der für den Lebensraumtyp wertgebenden und beeinträchtigenden Arten in den
                                                verschiedenen Reparatur-Varianten (KE = Einsatz Kreiselegge), gezeigt sind Mittelwert ±
       war dabei eine Reduktion der Saatgutkosten   Standardfehler der Daten von 2019 & 2020; kleine Buchstaben zeigen Unterschiede gemäß
       (ca. -40%). Allen Ansaatvarianten standen   Linear Mixed Effect Model (p=0,05)
       auch im Vergleich zur Selbstberasung sowie
       zur Kontrolle. Es konnte kein Hinweis auf   nächsten Kartierung des Erhaltungsstatus so-
       eine kurzfristige Verschlechterung bzw. Zu-  fort negativ bewertet würden. Auch Wiesen-
       nahme von beeinträchtigenden Arten durch   fuchsschwanz in Deckungsanteilen über 15%
       Selbstberasung im Vergleich zur Lückenschlie-  fließt negativ in die Bewertung ein. Zusam-
       ßung durch Ansaat gefunden werden (Abb.   men dürfen diese Einsaat- und stickstoffzei-
       1). Erfahrungen von einem weiteren Standort   genden Arten nicht mehr als 30% der Ge-
       zeigten aber auch, dass der vorhandene Bo-  samtdeckung des Bestandes ausmachen, an-
       densamenvorrat eine sehr große Rolle bei der   sonsten verliert die Mähwiese ihren Status
       Wiederherstellung spielt. Gibt es bereits vor   und dies hat Sanktionen für den Landwirt zur
       dem Schaden beeinträchtigende Arten im Be-  Folge.
       stand oder sind nur wenig wertgebende Arten
       vorhanden, so ist die Wahrscheinlichkeit einer
       unbefriedigenden Entwicklung durch Selbst-  Fazit
       berasung groß. Es sollte daher im Einzelfall
       im Ausstausch mit der Unteren Naturschutz-  Aus unserer Sicht bestehen keine Bedenken
       behörde entschieden werden, ob Regio-Saat-  Schwarzwildschäden in FFH-Mähwiesen
       gut zum Einsatz bei der Reparatur von    durch eine flache Bodenbearbeitung einzueb-  Dr. Kerstin Grant
       Schwarzwildschäden in FFH-Mähwiesen      nen. Eine generelle Notwendigkeit zu einer   Referat Grünlandbotanik
       kommt oder die Wiese der Selbstberasung   Lückenschließung durch Nachsaat gibt es je-  und Grünlandökologie
       nach Einebnung überlassen wird. Auf  kei-  doch nicht, da je nach Zustand des Samen-  LAZBW
       nen Fall sollte mit landwirtschaftlichen   vorrates im Boden und je nach (Nicht)Vor-  88326 Aulendorf
       Regelansaatmischungen nachgesät wer-     kommen von Problempflanzen im Bestand    Tel.: 07525 / 942 - 359
       den!!! Diese enthalten Arten wie Deutsches   eine Selbstberasung ausreichen kann.    kerstin.grant@lazbw.bwl.
       Weidelgras und Wiesenlieschgras, die bei der   Literaturhinweis                   de



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