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Pflanzen- und Tierproduktion











































          Dr. Frederik Löwenstein und Lukas Schmidle


          Verzicht auf das Kupieren von Schwänzen bei Schweinen




          Das routinemäßige Kupieren von Schwänzen bei Saugferkeln ist seit 1991 in der Europäischen Union
          verboten. In der Praxis wird das Verfahren weiterhin in schätzungsweise 95 % der deutschen Betriebe
          angewendet, um tierschutzrelevante Schwanzverletzungen zu vermeiden. Seit 2018 wird mit dem Ak-
          tionsplan Kupierverzicht auf nationaler Ebene die Umsetzung geltenden EU-Rechts forciert. Im Rah-
          men des Aktionsplans sind Schweinehalter dazu verpflichtet Faktoren im eigenen Betrieb zu ermitteln,
          die  das  Risiko  für  Schwanzbeißgeschehen  erhöhen,  zu  erfassen  und  mit  geeigneten  Maßnahmen
          gegenzusteuern. Der Fokus liegt dabei auf der Haltungsumgebung und der Vermeidung von schädli-
          chem Verhalten.



          Bild 1: Ferkel unter der   n der Haltung unkupierter Schweine fallen   Entzündungs- und Nekrosesyndrom
          Wärmelampe; Foto: LSZ
          Boxberg                  Iin den Betrieben vermehrt entzündliche und   des Schweines (SINS)
                                   nekrotische Veränderungen an den Schwän-
                                   zen auf, die nicht mit Bissen assoziiert sind.   Das Entzündungs- und Nekrosesyndrom des
                                   Aktuelle wissenschaftliche Arbeiten beschrei-  Schweines ist eine Faktorenkrankheit, deren
                                   ben diese Symptome unter  dem „Entzün-   Ausprägung von verschiedenen äußeren und
                                   dungs- und Nekrosesyndrom (SINS)“ des    inneren Einflüssen bestimmt wird. Äußerlich
                                   Schweines (Reiner et al. 2021).          sind die Symptome bei Saugferkeln (Bild 2),
                                                                            Aufzuchtferkeln (Bild 3) und Mastschweinen
                                                                            in Form typischer Entzündungsanzeichen
                                                                            und Nekrosen sichtbar. Die Tiere zeigen Rö-
                                                                            tungen, Schwellungen, Serumausschwitzun-



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