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Analyse der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2023/24 39
1.7 Ergebnisse der Dauerkulturbe- zu Ende ging (Turbolese, Der Deutsche Wein-
triebe – Schwerpunkt Weinbau bau 22/2023, S. 32 – 37)
Uwe Michelfelder, LVWO Weinsberg Im Jahr 2023 setzte sich der Rückgang des
Weinkonsums gegenüber dem Corona-Jahr
Rahmenbedingungen 2021 fort, was zu keiner Entspannung am deut-
schen Weinmarkt führte. Der Weinkonsum
Die für das aktuelle Heft Nr. 73 vorliegenden sank auf 19,2 l je Person ein stetiger Rück-
Auswertungen beziehen sich auf das landwirt- gang, denn im Vorjahr waren es 19,9 l je Per-
schaftliche Wirtschaftsjahr 2023/24 und damit son, 2021 sogar noch 23,9 l je Person (Deut-
ist die Lese im Herbst 2023 maßgebend. Daher scher Wein Statistik (´24/´25), Deutsches
soll zunächst auf den Jahrgang 2023 zurück- Weininstitut). Eine Auswertung der Geisenhei-
geblickt werden.
mer Absatzanalyse zeigt zweistellig negative
Das Jahr 2023 war in Deutschland mit 10,6 °C Entwicklungen beim Absatz an den LEH, ein
wieder das wärmste seit Beginn der Wetterauf- Hauptabsatzweg der großen Genossenschaf-
zeichnungen, nochmals wärmer als das Jahr ten und Kellereien (https://www.geisenheim-
2022. Alle Monate waren im Vergleich zum portal.de/geisenheimer-absatzanalyse). Das
langjährigen Mittel zu warm, mit einem neuen bedeutete weiter sinkende Erlöse bei den Trau-
Temperaturrekord im September. Bei über benerzeugern. Dieser negative Trend verfes-
20 % mehr Niederschlag als in der Referenz- tigte sich im Jahr 2024.
periode 1991 bis 2020 war es auch das sechst-
nasseste seit Aufzeichnungsbeginn (Deut- Ergebnisse für das Wirtschaftsjahr
scher Wetterdienst). Für das Wirtschaftsjahr 2023/24 wurden Daten
Die Ernte des Jahres 2023 fiel deutlich niedri- von insgesamt 33 Dauerkulturbetrieben mit
ger aus als im Vorjahr. Gegenüber dem Jahr Schwerpunkt Weinbau ausgewertet (vgl.
2022 fehlten in Baden-Württemberg rund 9 % Tab. 23), das sind gegenüber dem Vorjahr nur
(Statistische Berichte Nr. 3395 23001 vom noch die Hälfte der Betriebe. Dabei wurde wei-
17.04.2024, Statistisches Landesamt Baden- ter unterteilt in traubenvermarktende Betriebe
Württemberg). und Weingüter. Von insgesamt 31 traubenver-
marktenden Unternehmen lagen Daten vor, da-
Im Jahr 2023 umfasste die mit Keltertrauben
bestockte Rebfläche im Anbaugebiet Baden gegen nur noch von zwei Weingütern. Auf-
grund dieser Datengrundlage sollen in diesem
15.679 ha, im Anbaugebiet Württemberg Kommentar nur die traubenvermarktenden Be-
11.313 ha und damit nur minimal weniger als triebe berücksichtigt werden. Insgesamt ist
im Vorjahr (Statistisches Landesamt Baden- dies eine sehr kleine Stichprobe und lässt
Württemberg).
keine repräsentativen Rückschlüsse zu.
Wetterkapriolen und hoher Befallsdruck durch
Pilzkrankheiten hielten die Winzer auch im Jahr Rentabilität und Stabilität
2023 in Atem. Nach etwas zu milden ersten Mit der Kenngröße „Nettorentabilität“ kann man
Monaten war der April kühl und nass. Gutes gut darstellen, wie erfolgreich ein Unternehmen
Wetter führte zu einer raschen Blüte. Es folgte wirtschaftet. Die Sollgröße bei der Nettorenta-
eine längere Trockenphase im Mai und Juni, im bilität beträgt 100 %, nur dann werden die Pro-
Juli eine Hitzephase mit Temperaturen nahe duktionsfaktoren Arbeit und Kapital vollständig
40 °C. Ende Juli und Anfang August fiel dann entlohnt.
der nötige Regen. In Baden waren in der Zeit
einige Hagelschäden zu beklagen. Die Lese Die traubenvermarktenden Betriebe bis 10 ha
begann früh und hohe Temperaturen im Sep- Weinbaufläche erzielten im Wirtschaftsjahr
tember sorgten für Fäulnis. Insgesamt war es 2023/24 eine Nettorentabilität von 2,5 % (!),
ein schneller Herbst der bereits Anfang Oktober das ist schon beinahe nicht mehr messbar.