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Pflanzen- und Tierproduktion
Dr. Kerstin Grant
Stauden-Lupine – schön aber problematisch
Einjährige Lupinen-Arten, wie die Gelbe, Weiße und Blaue Lupine, wurden und werden in Deutsch-
land als Vor- oder Zwischenfrüchte, als Bodenverbesserer oder, aufgrund ihres hohen Eiweißanteils,
als Nahrungs- und Futterpflanze gezielt auf dem Acker angepflanzt. Wenn diese gelegentlich verwil-
dern, ist das kein Problem. Ihre nahe Verwandte die mehrjährige Stauden-Lupine, auch Vielblättrige
Lupine oder Lupinus polyphyllus genannt, ist jedoch auf Grund ihrer Eigenschaften so problematisch,
dass sie vom Bundesamt für Naturschutz als invasive Art eingestuft wurde.
ie Stauden-Lupine, die auf den regenrei- Botanische Details zur Stauden- Bild 1: Stauden-Lupine breitet sich
Dchen Bergwiesen im westlichen Nord- Lupine aus und wird u.a. in
Bergmähwiesen und
amerika zu Hause ist, wurde im 19. Jahrhun- Borstgrasrasen zum Problem;
dert nach Europa eingeführt. Sie wurde als Die Stauden-Lupine wächst aufrecht und Foto: Dr. Kerstin Grant, LAZBW
beliebte Zierpflanzen in Gärten aber auch als wird zwischen 60-150 cm hoch. Ihr schöner
Böschungsbefestigung, Wildfutter und als Blütenstand ist aufrecht und traubenförmig
Zwischensaat in Gehölzpflanzungen ange- (ca. 15- 50 cm lang) mit vielen Quirl ähnlich
pflanzt. Die Nutzung als Bodenverbesserer angeordneten Blüten (50-80). Die Blütenfar-
und zur Gründüngung hat sie mit ihren Ver- be ist oft blau, seltener purpurn, rosa oder
wandten gemeinsam. Jedoch sind im Umfeld weiß. Die Stauden-Lupine hat langgestielte
der Ansaaten der Stauden-Lupine nun auch und gefingerte Blätter mit 9 -15 Teilblättchen.
Vorkommen auf Straßen- und Eisenbahnbö- Diese Teilblättchen sind ca. 4–15 cm lang und
schungen, an Waldsäumen und in lichten 1–3 cm breit mit leichter Behaarung. Nach
Wäldern und Forsten entstanden, von denen der Bestäubung bilden sich behaarte Hülsen-
aus sich die Stauden-Lupine weiter verbreitet früchte mit 4-12 Samen. Meist reifen im un-
und auch ins benachbarte Grünland eindrin- teren Teil des Blütenstandes bereits sehr
gen kann. schnell die Samen während die Spitze noch
blüht. Eine Pflanze kann pro Jahr zwischen
Momentan finden sich größere Vorkommen 150-2100 Samen bilden, die sie sehr effektiv
der Stauden-Lupine in den niederschlagsrei- und explosionsartig bis zu 5 m weit schleu-
chen Mittelgebirgen Deutschlands, wie dem dern kann. Weidetiere und Wildtiere können
Schwarzwald, Bayerischen Wald, Fichtelge- die Ausbreitung der Samen unterstützen, da
birge und der Rhön. In einigen Mittelgebirgs- verzehrte Samen nach Wiederausscheidung
regionen breitet sie sich stark aus und führt noch keimen können und Samen auch über
insbesondere auf nährstoffarmen, geschütz- Fell und Klauen/Hufe weitertransportiert
ten FFH-Mähwiesen und Borstgrasrasen zu werden. Im Boden bleiben die Samen bis über
Veränderungen der Bestände. 50 Jahre keimfähig. Samen werden auch durch
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