Page 8 - Landinfo Heft 3/2018 - Hochschultag - Biodiversität in der Landwirtschaft
P. 8

Landwirtschaftlicher Hochschultag 2018





          Grußwort von Prof. Dr. Ralf T. Vögele




                                   Meine sehr verehrten Damen und Herren,

                                   der Landwirtschaftliche Hochschultag ist eine traditionsreiche Veranstaltung, welche seit vielen Jahren
                                   sehr erfolgreich vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und
                                   der Fakultät Agrarwissenschaften der Universität Hohenheim gemeinsam ausgerichtet wird. Beim Land-
                                   wirtschaftlichen Hochschultag sind wir stets bestrebt, aktuelle Themen aus der landwirtschaftlichen
                                   Praxis aufzugreifen und diese einem breiten Publikum in verständlicher Form nahe zu bringen. So
                                   hatten wir in den vergangenen Jahren beispielsweise Themen zur Landwirtschaft 4.0, zum Tierwohl, zu
                                   Böden, zu Smart Farming, zum Biolandbau, aber auch zur gesellschaftlichen Akzeptanz moderner
                                   Landwirtschaft.
                                   Die in den letzten Jahren gewählte Form der Veranstaltung - Einführung in das Themenfeld über Vor-
                                   träge zu verschiedenen Aspekten des gewählten Themas, gefolgt von einer Podiumsdiskussion - hat sich
                                   sehr gut bewährt, das Interesse an dieser Veranstaltung nachhaltig beflügelt und findet daher auch in
                                   diesem Jahr wieder Anwendung. Sehr stolz bin ich auch auf die tatkräftige Unterstützung unserer Ver-
                                   anstaltung durch Vertreter der Jungen DLG/Team Hohenheim.


                                   Meine sehr verehrten Damen und Herren, die universitäre agrarwissenschaftliche Forschung darf nie
                                   Selbstzweck sein, sondern sollte immer die landwirtschaftliche Produktion und die Bedürfnisse der
                                   Landwirte, sowie die gesellschaftliche Akzeptanz im Auge haben. Insofern macht es Sinn, dass wir auch
                                   dieses Jahr wieder ein sehr kontrovers diskutiertes Thema zum Motto genommen haben: „Biodiversität
                                   in der Landwirtschaft - Herausforderung für die Pflanzenproduktion“!
                                   Die Biodiversität, oder genauer gesagt ein zu beobachtender Rückgang in der Biodiversität, ist als Schlag-
                                   wort derzeit in aller Munde. Hauptverantworlich soll wieder einmal die Landwirtschaft sein, die mit
                                   ihren großflächigen Monokulturen und der intensiven Bewirtschaftung unter Einsatz von reichlich
                                   Chemie alles Leben – bis auf die gewünschte Kulturpflanze – auslöscht. Ist das Bild wirklich so schwarz?
                                   Müssen wir uns nicht etwas differenzierter fragen, von welcher Biodiversität sprechen wir überhaupt?
                                   Jeder Eingriff in ein bestimmtes Ökosystem, sei es durch den Menschen oder durch abiotische Faktoren
                                   wie Feuer oder extreme Wetterereignisse, hat Auswirkungen auf die Biodiversität. Daraus ergibt sich,
                                   dass es DIE Biodiversität eigentlich gar nicht gibt. Jedes Ökosystem hat seine eigene Diversität, die
                                   zudem Fluktuationen unterworfen ist. Welcher Grad von Biodiversität ist nun sinnvoll und wünschens-,
                                   bzw. erhaltenswert? Auch das gilt es sicherlich in jedem Einzelfall zu bestimmen. So kann das Aufstellen
                                   von Honigbienenvölkern in Naturschutzgebieten im Hinblick auf die Entwicklung von Wildbienenbe-
                                   ständen sicherlich kritisch gesehen werden, andererseits können auch die Honigbienen als Teil diese
                                   Ökosystems gesehen werden und – wie gesagt: Jeder Eingriff in ein Ökosystem hat Auswirkungen auf
                                   die Biodiversität.

                                   Sicherlich ist es richtig und wünschenswert mit unserer Umwelt noch bewusster und im Hinblick auf
                                   unsere nachfolgenden Generationen nachhaltiger umzugehen. Doch muss nicht jede Beeinflussung der
                                   Umwelt gleich als unangebracht und schädigend verdammt werden. Wichtig für mich wäre eine Schär-
                                   fung unseres Bewusstseins für solche Problematiken und ein bewussterer Umgang mit unserer Umwelt.
                                   Hier kann jeder bei sich selbst beginnen. Am Schutz und Erhalt von Tier- und Pflanzenarten, von
                                   Biotopen und der biologischen und genetischen Vielfalt arbeiten Forscher der Universität Hohenheim
                                   seit vielen Jahren. Erst kürzlich hat Prof. Martin Hasselmann, einer der Organisatoren der heutigen
                                   Veranstaltung, eine Initiative ins Leben gerufen auch auf dem schönsten Campus des Landes die Bio-
                                   diversität zu erhöhen. Es freut mich sehr und stimmt mich optimistisch zu erfahren, dass diese Initiati-
                                   ve an so vielen Stellen auf positive Resonanz gestoßen ist.


                                   Der diesjährige Landwirtschaftliche Hochschultag an der Universität Hohenheim ist bemüht, sich die-
                                   sem hochaktuellen Thema „Biodiversität in der Landwirtschaft - Herausforderung für die Pflanzenpro-
                                   duktion“ aus verschiedenen Blickwinkeln zu nähern. Welche Probleme und Herausforderungen, aber





          8                                                                                       Landinfo 3 | 2018
   3   4   5   6   7   8   9   10   11   12   13