
Stand: EU-Kommission (28. Juli 2022)
In ihrer fünften Schätzung des gerade gestarteten Getreidejahres 2022/23 hat die EU-Kommission ihre bisher optimistischen
Erwartungen an die Ernte im Sommer 2022 wiederholt und dieses Mal massiv zurückgenommen. Erwartete man in der Maischätzung noch
293,8 Mio.t Getreide, so sind es in der Julischätzung nur noch 278,5 Mio.t. Damit fiele die Ernte 2022 um gut 15 Mio.t schwächer
aus als im Vorjahr. Die Erwartungen bei Weizen wurden von 138,8 Mio.t auf nur noch 131,0 Mio.t nach unten korrigiert. Ab er auch die
Maisernte soll gegenüber der ersten Schätzung von 74,0 Mio.t mit 65,8 Mio.t um gut 8 Mio.t geringer ausfallen. In Summe
ergäbe sich damit ein Selbstversorgungsgrad in der EU-27 von rund 107,8%. Im Vorjahr waren es 112,8%.
Angesichts des Krieges in der Ukraine geht die Kommission weiter davon aus, dass Europa einen Teil der ausfallenden Getreideexporte vom
Schwarzen Meer kompensieren muss, um Hungersnot in vielen Ländern, die bislang aus der Schwarzmeerregion Getreide importierten,
zumindest weitgehend zu vermeiden. Die Exporte wurden aufgrund der deutlich schwächeren Ernteschätzung zwar leicht nach unten
korrigiert, liegen aber mit 52,4 Mio.t weiter auf rekordverdächtigem Niveau. Nur 2019/20 lagen die Exportzahlen mit 55,1 Mio.t
höher. Mehr Importe (22,4 Mio.t) und ein Abbau der Endbestände auf 39,6 Mio.t (minus 5,1 Mio.t gegenüber der
Vormonatsschätzung) sollen die Bilanz richten.
Trotz dieser schwächeren Ernteaussichten in der EU-27 befanden sich die Preise und Kurse an der Euronext (ehemals MATIF), aber auch
an den anderen wichtigen Börsen dieser Welt auf Konsolidierungskurs. Zwischenzeitlich ist eine Stabilisierungsphase zu erkennen,
Weizen notiert in Paris zwischen 330 bis 350 €/t. Zu Monatsbeginn Juni waren es noch 400.
© Werner Schmid, LEL Schwäbisch
Gmünd