Page 6 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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                                   Möglichkeiten der Digitalisierung in der Landwirt-  „Wir wissen auch, dass die Landwirtschaft nach wie
                                   schaft zu informieren.                   vor  einer  der  am  wenigsten  digitalisierten Wirt-
                                                                            schaftszweig der Welt ist. Das heißt auch, es gibt eine
                                   Die ersten beiden Experimentierfelder sind im Sep-  Menge Möglichkeiten – und eine Menge Bedarf – für
                                   tember an den Start gegangen, weitere vier folgen im   größere Investitionen in Agrartechnologie. Um der
                                   Oktober. Die Experimentierfelder werden über ganz   Menschheit zu helfen, von diesen Fortschritten zu
                                   Deutschland verteilt etabliert und haben unter-  profitieren, müssen wir den Verbrauchern zunächst
                                   schiedliche Schwerpunkte. Die aktuell gestarteten   besser den Wert neuer Technologien erklären“, sagt
                                   Experimentierfelder befassen sich mit so unter-  der Kantamneni weiter.
                                   schiedlichen Themen wie der Nutzung des neuen
                                   Mobilfunkstandards 5G in der Landwirtschaft, der
                                   optimalen Zusammenarbeit  von  Landmaschinen   Verbraucher in Südkorea am modernsten
                                   durch digitalen Datenaustausch in der Pflanzenpro-  In seiner Umfrage stellte Cargill in den drei unter-
                                   duktion zur Reduzierung des Einsatzes von Dünge-   suchten Ländern deutlich unterschiedliche Wahr-
                                   und Pflanzenschutzmitteln, der tiergerechten Hal-  nehmungen  von  Agrartechnologie  fest.  Südkorea
                                   tung von Milchkühen durch den Einsatz digitaler   äußerte sich am positivsten über Hightech-Farmen
                                   Techniken sowie deren Nutzung in kleinen landwirt-  – sowohl als Nahrungsquelle (70 Prozent pro) als
                                   schaftlichen Betrieben.                  auch hinsichtlich ihres Potenzials, die Landwirtschaft
                                                                            nachhaltiger zu gestalten (95 Prozent pro).
                                   von Christina Lenfers, top agrar
                                                                            Am besorgniserregendsten war das Ergebnis in
                                                                            Frankreich: Nur 37 Prozent der Befragten wollten,
                                   Verbraucher wollen keine moderne         dass ihre Lebensmittel von einem technisch fort-
                                   Landwirtschaft                           schrittlichen Bauernhof stammen. Verbraucher in
                                                                            Frankreich und den USA sind außerdem der Ansicht,
                                   Verbraucher wissen, dass moderne Technologie dazu   dass Landwirte am meisten davon profitieren sollten,
                                   beiträgt, die Welt nachhaltiger zu ernähren. Doch sie   wenn Agrartechnologie die Abläufe verbessert. Die
                                   wollen keine moderne Agrarproduktion.    Befragten in Südkorea meinten hingegen, die Ver-
                                                                            braucher profitieren am meisten. In Bezug auf Tech-
                                   Das zeigt eine Studie, die im Auftrag des amerikani-  nologie-Investitionen waren sich die südkoreani-
                                   schen Agrarkonzerns Cargill durchgeführt wurde.   schen und amerikanischen Verbraucher einig, dass es
                                   Mit moderner Technologie in der Landwirtschaft   oberste Priorität haben sollte, die Lebensmittelsi-
                                   können wir eine wachsende Bevölkerung ernähren,   cherheit zu verbessern. Dagegen sagten die französi-
                                   die Landwirtschaft nachhaltiger gestalten und  das   schen Teilnehmer, dass Technologie in erster Linie
                                   Leben von Nutztieren verbessern, glauben 85 Pro-  das Wohlergehen der Tiere verbessern sollte.
                                   zent der 3.000 Teilnehmer an Cargills neuer Verbrau-
                                   cherumfrage auf drei Kontinenten.
                                                                            Verbraucher wollen traditionelle Produkte
                                   Gleichzeitig möchte nur etwa die Hälfte aller Befrag-  42 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Ver-
                                   ten, dass ihre Lebensmittel von einem technisch fort-  wendung von Sensoren auf den Farmen, auf denen
                                   schrittlichen Bauernhof stammen (im Vergleich zur   Lebensmittel erzeugt werden, begrüßen würden. 35
                                   traditionellen Landwirtschaft) . Dagegen sind Medi-  Prozent wären mit Künstlicher Intelligenz einver-
                                   zin und Bildung die Branchen, in denen die Befrag-  standen. Mit robotergesteuerter oder automatisierter
                                   ten den Einsatz von modernen Technologien am   Arbeit (z. B. Melk-Roboter), waren nur 29 Prozent
                                   liebsten sehen möchten. Die Landwirtschaft steht im   der Befragten einverstanden. Als nächstes kam die
                                   Ranking an dritter Stelle – noch vor der Verteidigung,   Genomik. Ein Viertel der Befragten gab an, dass sie
                                   dem Handwerk, dem Einzelhandel und der Ernäh-  mit Landwirten am zufriedensten sind, die Tiere
                                   rungsindustrie.                          züchten, die auf genetischen Markern für wünschens-
                                                                            werte Merkmale basieren.

                                   Noch viel Nachholbedarf                  Außerdem wollen nur 18 Prozent der Befragten, dass
                                   „Wir wissen, dass die Landwirte dank neuer Techno-  Futtermittel verwendet werden, die genetisch verän-
                                   logien bessere, schnellere und fundiertere Entschei-  derte Zutaten enthalten. Jüngere französische und
                                   dungen treffen können, um eine hungrige Welt zu   amerikanische Teilnehmer (zwischen 18 und 34 Jah-
                                   ernähren und gleichzeitig den Planeten zu schützen“,   ren) akzeptierten mit etwas höherer Wahrscheinlich-
                                   sagte Sri Raj Kantamneni, Chef des digitalen Ge-  keit als ältere Teilnehmer (über 55 Jahre) gentech-
                                   schäfts von Cargill.                     nisch veränderte Futtermittel. Keine der technischen



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