Page 10 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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Schwerpunktthema





                                                Andrea Wild


                                                Landwirtschaft 4.0 im Schweinestall


                                                Ein Einblick in die Digitalisierung an der LSZ Boxberg


                                                In der Praxis sind bereits seit Jahren automatisierte Fütterungs-
                                                und Lüftungssysteme im Schweinestall im Einsatz. Viele der Da-
                                                ten liegen als Insellösungen vor und sind nur teilweise oder gar
                                                nicht miteinander vernetzt. Im Folgenden werden einige der In-
                                                seln,  wie  sie  auch  am  Bildungs-  und Wissenszentrum  D(LSZ)
                                                LSZ vorhanden sind, ein Ansatz zur Datenvernetzung vorgestellt.


         Bild 1: Übersicht über die   Automatisierte Fütterung und Lüftung  oder Smartphone direkt im Stall Daten erfassen zu
         momentane Lüftungssituation                                        können.
         im Stall der alternativen   Hier bekommt beispielsweise die Sau in der Abruf-
         Bauweise an der LSZ Boxberg
         Foto: LSZ Boxberg         station nur dann Zugang zum Trog, wenn sie noch
                                   Anrecht auf eine Futterzuteilung besitzt. Dabei wird   Einzeltiererkennung
                                   die Sau über einen RFID-Transponder am Ohr an der
                                   Eingangstür der Station erkannt. Bei der Lüftungs-  Bislang besitzen Schweine i.d.R. lediglich eine Be-
                                   steuerung in konventionellen oder alternativen Stal-  triebsohrmarke (VVVO-Nummer). Für eine lücken-
                                   lungen messen Sensoren Lufttemperatur, -feuchtig-  lose Rückverfolgbarkeit wird eine Einzeltierkennung
                                   keit und regeln nach Lüftungskurve die Lüfterleis-  der Tiere benötigt. Es wird an Ohrmarken geforscht,
                                   tung, Heizleistung und Lüftungsklappen. Neuere   welche Saugferkeln am ersten Lebenstag eingezogen
                                   Sensoren können den Ammoniakgehalt der Luft er-  werden können und bis zum Schlachtband am Ohr
                                   fassen und als zusätzlicher Messwert die Lüftungsein-  verbleiben. Leichte  ultrahochfrequente  (UHF)
                                   stellungen regeln. Über ein Display im Stall oder   Transponder zeigen vielversprechende Ergebnisse
                                   Stallbüro erhält der Tierbetreuer täglich die aktuel-  hinsichtlich des praxistauglichen Einsatzes.
                                   len Daten und kann die Temperaturverläufe im Ab-
          Bild 2: Wiegen eines     teil für sein Management nutzen. Für das Herdenma-  Eine besondere Herausforderung ist, dass Schweine
          Saugferkels mit          nagement kann Software, wie Sauen- und Mastpla-  ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten besitzen und
          Einzeltiererkennung über   ner, genutzt werden. Am Markt sind verschiedene   dadurch Sensoren am Fuß oder in Halsbändern, wie
          UHF-Transponder und      Anbieter in diesem Segment präsent. Mittlerweile   sie Milchkühe tragen, nicht zulassen.
          Gewichtsübermittlung via
          Bluetooth an ein Handheld;   werden dazu Apps angeboten, um mit einem Tablet
          Bild: LSZ Boxberg
                                                                              Automatisiertes Wiegen von
                                                                              Saugferkeln

                                                                            Für züchterische Fragestellungen sind biologische
                                                                            Leistungsdaten der Ferkel, Mastschweine und Sauen
                                                                            wichtig und notwendig. Im EIP-agri-Projekt „Züch-
                                                                            tungskonzept für bedrohte heimische Schweineras-
                                                                            sen für tiergerechte Haltungsformen zur Verminde-
                                                                            rung  von  Verlusten  und  Förderung  der  Vitalität
                                                                            (ZSH2V)“ werden Saugferkel mit einer Waage gewo-
                                                                            gen, welche das ermittelte Gewicht per Bluetooth an
                                                                            ein Smartphone übergibt. Zuvor wurde das Ferkel
                                                                            mit UHF-Transponder  über die RFID-Leseeinheit
                                                                            des mobilen Endgerätes erkannt. Eine App des Sau-
                                                                            enplaners bringt Tiernummer und Gewicht zusam-
                                                                            men. Anschließend erfolgt der Datentransfer ins
                                                                            Herdbuch und die Daten können in die Zuchtwert-
                                                                            schätzung einfließen.



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