Am Milchmarkt wirken sich seit Mitte 2021 die steigenden Kosten, allen voran für
Futter, Dünger und Diesel produktionsdämpfend aus. Global sind die Anlieferungen der großen Exporteure bis Januar bereits um
1,7 % zurückgegangen. Selbst in den USA gehen die Anlieferungen zurück und lagen im Februar bei -1,0 %. Der Global Dairy Trade
Tender in Neuseeland hat seit Juli 2021 inzwischen um 35 % angezogen und in den USA werden für 2022 Erzeugerpreise von 50 Eurocent/kg
erwartet. In der EU lag die Anlieferung im Januar bei -0,5 %, in Deutschland bei -2,2 %. In KW 11 lagen die deutschen Anlieferungen bei
-1,9 %. Einzelne baden-württembergische Molkereien berichten derzeit von 4 - 5 % niedrigeren Anlieferungsmengen. Insgesamt
schränkt sich die Rohstoffversorgung der Milchwirtschaft zunehmend ein und das vermeintlich unbegrenzt verfügbare Produkt Milch
ist plötzlich endlich. Die Angebotsverknappung wird sich angesichts explodierender Futter-, Dünger- und Energiekosten nicht so
schnell entschärfen, zumal die derzeitige Trockenheit in Europa, den USA und Brasilien ebenfalls bremsend wirkt. Mit dem Überfall
Russlands auf die Ukraine hat sich die Kostensituation und die Unsicherheiten an den Märkten nochmals jäh verschärft. Hinzu
kommt die nahende Osterzeit. Entsprechend stiegen die Preise für Rohmilch und Konzentrate in den letzten Wochen sprunghaft an.
Milchfett steht inzwischen auf Rekordniveau, Milcheiweiß steigt wegen der hohen Trocknungskosten langsamer, in Summe wird Spotmilch
Ende März für 54,6 ct/kg gehandelt. Daraus ergibt sich ein Kieler Rohstoffwert für März von 60,9 ct/kg Milch. Im
Februar lag dieser noch bei 56,3 ct/kg. Aus den Kontraktkursen an der EEX in Leipzig für Butter und MMP leitet sich derzeit sogar ein
Börsenmilchwert von fast 70 ct/kg ab. Während des Krieges ist dieser um rund 12 ct/kg Milch gestiegen. Um von den genannten
Preisen auf die Erzeugerpreise zu kommen, müssen allerdings die ebenfalls explodierten Kosten der Molkereien abgezogen werden.
Bei den Erzeugerpreisen im Süden ist von der stark angestiegenen Milchverwertung deshalb bisher nur wenig angekommen. Im Februar haben
die baden-württembergischen Molkereien geschätzte 42,4 ct/kg ausbezahlt, wobei die Spanne zwischen den Molkereien sich auf 7,4
ct/kg vergrößert hat und der höchste Auszahlungspreis bei 46 ct/kg lag. Die Ursachen des verzögerten Anstiegs liegen
auch darin, dass ein Großteil der Milch in Kontrakten unterschiedlicher Laufzeiten gebunden ist, die erst nach und nach angepasst
werden können. Wie stark die Erzeugerpreise dieser Entwicklung in den nächsten Monaten folgen können, wird sich zeigen.
Abzusehen ist, dass sie sich in den nächsten Monaten schnell auf die 50 ct/kg zubewegen bzw. diese überschreiten werden. Dies
wird auch davon abhängen, inwieweit sich die Molkereien in dem gedrehten Markt nun gegenüber dem LEH durchsetzen können.
Auch die höheren Anforderungen des LEH verlieren angesichts der anhaltenden Knappheit ihre Bedeutung. Inzwischen werden GVO-freie und
GVO-gefütterte Milch rohstoffseitig annähernd zu gleichen Preisen gehandelt. Auch die erst im Januar vom LEH massiv geforderten
höheren Standards (QM+) wurden von ersten Molkereien mit Priorität auf die Versorgungssicherheit vorerst ausgesetzt.
Die Biomilch-Produktion in Deutschland startet auch im neuen Jahr mit einem verhaltenen Wachstum, das Mengenplus betrug im Januar
gegenüber dem Vorjahr gut 3 %. Die Nachfrage der Verbraucher nach Biomilch und Biomilch-Produkten ist im Gegensatz zum Vorjahr in
vielen Fällen leicht zurückgegangen. Die Auszahlungspreise für Biomilch ziehen hingegen weiter an. Im Februar lag der
Auszahlungspreis im bundesweiten Mittel nach Zahlen von Bioland bei 52,6 ct/kg, in Baden-Württemberg lag er bei durchschnittlich 55,1
ct/kg.