Suchfunktion
Die Ziege
Die Ziege ist verbreitet heute,
als Lieblingstier
der armen Leute;
willst du nicht stehlen,
dann schaffst du dir
ein paar Ziegen an,
die in fremden Gärten hupfen,
und Laub und Gräser
rupfen, zupfen und dir aus
andrer Leute Kräutern,
heimbringen Milch
in ihren Eutern.
Eugen Roth
Landschaftspflege mit Ziegen
1. Historische Entwicklung der Ziegenhaltung bis ins 21. Jahrhundert
-
Historische Entwicklung der Ziegenhaltung bis ins 21. Jahrhundert
Die Stammform aller Hausziegen ist die Bezoarziege, die von der östlichen Türkei bis Pakistan sowie auf Kreta vorkommt und heute als Wildtier vom Aussterben bedroht ist. Ziegen wurden bereits im 10. Jahrtausend v. Chr. im Nahen Osten und in Afrika domestiziert und gehört somit zu den ältesten Haustierrassen. Ab 7000 v. Chr. war sie auch in Mitteleuropa zu finden. Zunächst wurde die Ziege, wie fast alle Haustiere, nur wegen ihres Fleisches gehalten. Ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. wurde auch Milch gewonnen. Ebenso nutzte man Wolle, Fell, Horn und Arbeitskraft der Ziegen, sodass Ziegen bereits in der Antike hoch geschätzt wurden. Dort spielten sie auch in der Mythologie eine große Rolle. So wird z.B. der griechische Gott Pan halb als Mensch, halb als Ziege dargestellt, und auch der Streitwagen des nordischen Donnergottes Thor wird von zwei Ziegen gezogen.
Die Ziege diente lange Zeit als „Kuh des kleinen Mannes“ und so war ihr Bestand in Deutschland um 1920 auf die Rekordmarke von 5 Millionen Tieren angestiegen. Nach dem 2. Weltkrieg und mit steigendem Wohlstand nahm die Zahl der Ziegenhalter jedoch kontinuierlich ab.
„Zum Stichtag 1. März 2010, wurden in Deutschland knapp 150.000 Ziegen gehalten [Das sind 3% des Ziegenbestands der 1920er Jahre].
Der Schwerpunkt der Ziegenhaltung liegt in Süddeutschland. Allein in Bayern wurden knapp 60.000 Ziegen erfasst, in Baden-Württemberg etwa 25.000. [Laut Statistisches Landesamt BW verteilen sich 25.206 Ziegen auf 2.574 Betriebe in Baden-Württemberg, Stand 2010]. Damit konzentrieren diese beiden Bundesländer etwa 57% aller in Deutschland gehaltenen Ziegen. Ziegen werden überwiegend in Betrieben mit kleinen Beständen von weniger als 50 Tieren gehalten. (…) Lediglich 22 Betriebe (0,2%) [in ganz Deutschland] halten 500 Ziegen und mehr. Dabei werden Ziegen häufig in Kombination mit anderen Tieren gehalten. Lediglich 4% der Betriebe hält ausschließlich Ziegen.“ (Statistisches Bundesamt 2014).
Ziegenhaltung in den Landkreisen Baden-Württembergs (Stand 2010)
2. Rassen
-
Rassen
Ziegen wurden und werden heute vor allem zwecks Milch, Fleisch, Fasern (Angora, Kaschmir) und/ oder ihrer Arbeit gehalten.
nach HEROLD und HEROLD 2014:
Ziegenrassen in der Landschaftspflege:
Die Ziegen, die zur Landschaftspflege eingesetzt werden, sollten gute Klauen haben, das Euter fest angesetzt und hoch aufgehängt sein, sowie ein kurzes dichtes Fell haben, genügsam und an Weidehaltung gewöhnt sein. Grundsätzlich könne aber jede Rasse für die Landschaftspflege eingesetzt werden.
Dennoch sollte man bedenken, dass die Landschaftspflege und Milchproduktion gleichzeitig nur schwer möglich ist (die Ausnahme bestätigt die Regel).
Die Burenziege ist die einzige Ziegenrasse, die auf Fleischleistung gezüchtet ist und erscheint deshalb oftmals am besten geeignet zur Landschaftspflege. Doch Burenziegen wurden zur intensiven Haltung mit einem qualitativ hochwertigen Futteranspruch gezüchtet. Da in der Landschaftspflege häufig dieses Futterangebot nicht zur Verfügung steht, sollte dies bei der Rassenwahl mitbedacht werden. Außerdem bringen Burenziegen oftmals mehrere Kitze zur Welt. Der hohe Milchbedarf bedeutet für die Mutter hohen Stress, dadurch kann sie stark an Kondition verlieren.
Außerdem beliebt sind Walliser Schwarzhalsziegen, Tauernschecken und die Nera Verzasca Ziegen. Erstere aufgrund ihrer Fellzeichnung, Genügsamkeit und Widerstandsfähigkeit. Allerdings kann ihr langes Haar auch Probleme bei der Landschaftspflege bereiten. Tauernschecken und die Nera Verzasca Ziegen aus dem Alpengebiet sind aufgrund ihrer Robustheit und Genügsamkeit beliebt.
Denkbar ist es auch Kreuzungstiere zu halten. In Landschaftspflegebetrieben sind vor allem die Kreuzungen aus Milchziegenrassen, z. B. der weitverbreiteten Bunte Deutsche Edelziege, und Burenziege beliebt.
Legende: F=Fleisch M=Milch W=Wolle Rasse Herkunft Haupt- nutzung Milch- leistung in kg/a
Anpassungsfähigkeit Anglo-Nubier Großbritannien F, M, W 700 Angora Kleinasien W, F Empfindlichstes Haustier, Gefahr innerer Parasiten groß, empfindlich bei Geburt und die ersten Tage danach, v.a. bei kaltem, trübem Wetter; nach der Schur empfindlich gegen Regen Appenzeller Ziege Appenzell M >750 Widerstandsfähig, ruhiger ausgeglichener Charakter Bündner Strahlen-Ziege Graubünden M 350 - 500 Sehr widerstandsfähig und temperamentvoll, gute Marschleistung, Gebirgsziege Bunte Deutsche Edelziege Deutschland M 850 - 1200 Widerstandsfähig, langlebig, futterdankbar Bunte Holländische Ziege Holland M? 600 – 850 Anspruchslos, widerstandsfähig, wenig krankheitsanfällig Burenziege Afrika F 50 - 100 ? Zuwachsraten 200 - 250 g/d, schmackhaftes, zartes Fleisch, ruhiges Temperament Erzgebirgs-Ziege Erzgebirge M, (F) 700 – 900 Franken-Ziege Franken 800 – 1000 Gute Futterverwertung, widerstandsfähig und langlebig, gute Mastleistung Gemsfarbige Gebirgsziege Schweiz (Bern, Graubünden) M 550 – 650 Hitze- und Kältetolerant, ausgeprägter Bewegungsdrang, hohe Milchleistung trotz extensiver Haltung und Temperaturschwankungen Harzziege Harz 850 – 1000 Robust und genügsam, zur Wiesenpflege auf steilen Flächen, widerstandsfähig Kaschmir Zentralasien W, Z, A ? max. 2l/d Mehrere Rassen; Sehr anpassungsfähig an Witterung, sehr gute Klauengesundheit und Weidegängigkeit, urtümliches Wesen, höhere Aggressionsbereitschaft Nera Verzasca Tessin F, M 400 – 500 Widerstandsfähigste Tiere der Schweiz, genügsam, gut angepasst an hohe und tiefe Temperaturen Pfauenziege Graubünden, Tessin F, M 350 Gute Fleischleistung bei bescheidenen Futteransprüchen, temperatmentvolle Gebirgsziege, marschtüchtig, robust und widrstandsfähig Saanen-Ziege Westl. Berner Alpen M >750 Hohe Futter- und Haltungsansprüche, empfindlich gegen viel Sonnenlicht Schwarzwaldziege Schwarzwald M 800 – 1000 sehr gute Kletter- und Gebirgsziegen, lebhaftes Temperament Stiefelgeiss Schweiz Robust, lebhaft, genügsam, gut geeignet für extensive Haltung unter extremen klimatischen oder topographischen Bedingungen, gute Mastfähigkeit, rasche Gewichtszunahme Thüringerwald-Ziege Thüringen M, F 700 – 800 Angepasst an raues Klima, Höhenlagen, hohe Niederschläge und harte Winter, widerstandsfähig, anspruchslos Toggenburger Ziege Toggenburg (CH) M 700 – 800 Robust, sehr marschfähig Walliser Schwarzhals-Ziege Wallis 500 Genügsam, widerstandsfähig, Gebirgsziege, gute Mastfähigkeit Weiße Deutsche Edelziege Deutschland M 850 - 1200 langlebig, futterdankbar Westafrikanische Zwergziege Westafrika F schnellwüchsig
3. Eignung zur Landschaftspflege
-
Eignung zur Landschaftspflege
Ziegen eignen sich insbesondere zur Landschaftspflege auf verbuschten, mageren Standorten (z. B. verbuschten Wacholderheiden). Sie tragen hierdurch zum Erhalt der Kulturlandschaft sowie zum Natur- und Biotopschutz bei. Entsprechend eignen sich Ziegen v.a. zur Erstpflege, zum Eindämmen und Beseitigen von Verbuschung und zur Schaffung einer größeren Heterogenität auf der Fläche (Tritt, Ausbildung von Totholz, Verschiebung des Blühzeitpunktes der beweideten Pflanzen). Die besten Effekte werden mit einer kurzen aber intensiven Beweidung erzielt. Bäume und Sträucher, die erhalten werden sollen, müssen ausgezäunt werden.
Besonderheiten von Ziegen:
Ziegen decken ihren Futterbedarf hauptsächlich über verholzte Pflanzen (hauptsächlich Sträucher). Sie schälen Sträucher und Baumstämme mit glatter Rinde und können sie hierdurch letztendlich zum Absterben bringen.
Ziegen können bis zu 60% ihres Futterbedarfs mit Blättern, jungen Gehölztrieben und Rinde decken. Sie können selbst tanninhaltige Gehölzteile, durch spezielle Enzyme ihres Speichels, verdauen, ohne gesundheitliche Schäden zu erleiden. Durch ihre gespaltene Oberlippe können sie auch dornige Sträucher wie Schlehen, Weißdorn oder Rosen beweiden (RAHMANN 2008). Zudem kommen sie mit steilsten Hängen und Böschungen zurecht.
Als „Konzentratselektierer“ eignen sich Ziegen aufgrund ihrer hohen Futterselektion und dem breiten Futterartenspektrum auch für die Beweidung von Standorten, wo Rinder, Pferde und Schafe als Rauhfutterselektierer kein ausreichendes Futter finden würden (RAHMANN 2003).
Empfehlungen:
Die besten Ergebnisse beim Eindämmen von Gehölzen werden mit einer kurzen aber intensiven Beweidung erzielt (HEROLD 2014).
„Zur Öffnung stark verbuschter Flächen empfiehlt STAUB über mehrere Jahre Ziegen (…) einzusetzen und anschließend die Fläche mechanisch nachzupflegen bzw. zu räumen. Im Anschluss können solche Flächen auch mit anderen Weidetierarten, auch in Kombination mit Ziegen beweidet werden. (…)Aufgrund des Temperaments und der Neugier der meisten Ziegenarten sind stabile (Elektro-) Zäune und häufige Kontrollen bei stationärer Weide und fachmännische Führung beim Weidegang in einer Wanderschafherde notwendig.“ (SCHREIBER et al. 2009)
Bäume bzw. Sträucher, die erhalten werden sollen, müssen ausgezäunt werden.
Verbissleistungen:
Die Verbissleistung an verschiedenen Gehölzen wird von den Autoren z.T. unterschiedlich beschrieben. Die Unterschiede sind vermutlich auf die Rassenwahl und Präferenzen der einzelnen Tiere zurückzuführen. Befressen wird auch gerne das „Besondere“, d.h. eine einzige Berberitze im Kieferngebüsch würde mit Sicherheit abgefressen werden, auch wenn sie bei gleichmäßiger Gehölzverteilung eher abgelehnt werden würde.
Pflegewirkung
Gehölzart
Laubgehölze
Nadelgehölze
Laubgehölze mit Dornen
hoch
Buche, Faulbaum, Esche, Zitterpappel, Eiche, Schw. Holunder, Hasel, Pfaffenhütchen, Weide, Eberesche, Gem. Schneeball, Apfel
Kiefern, Latschen, Fichten, Tannen
Rosen, Brombeere, Himbeere
hoch - gering
Liguster
Schwarzdorn, Weißdorn
mittel
Hainbuche, Birke, Hartriegel; Pflaume, Birne, Kastanie, Besenginster, Süßkirsche
Wacholder, Lärche, Douglasie
Robinie
gering
Heidekraut, Traubenkirsche, Vogelkirsche, Spierstrauch
Eibe
Berberitze
Tab. 1: Bewertung der Pflegewirkung an Gehölzbeständen durch Ziegenbeweidung (LAMPRECHT 1998 in V. KORN u. LAMPRECHT 1998 und RAHMANN 1996 in LEBENDIGE ERDE 2003:13, ergänzt und verändert)
4. Haltung
-
Haltung
Wesentliche produktionstechnische Maßnahmen/ Aspekte für den erfolgreichen Pflegeeinsatz von Ziegen von KORN 2001 ergänzt nach RAHMANN 2003:13)
Produktionstechn. Bereich
Maßnahmen / Aspekte
Produktionsrhythmus /-ablauf
Ablammung und Aufzucht sollten nicht in die Pflegeperiode fallen, da Tiere im Leistungsstadium (hochträchtig, Laktation, Lämmer) auf den Pflegeflächen meist keine ausreichende Nährstoffgrundlage finden. Ausnahmen selten.
Rassen
Alle Rassen sind geeignet, wenn Pflegeeinsatz und Produktionsziel mit einander vereinbar sind. Größte Bedeutung hat die Burenziege und deren Kreuzungen, da diese im Rahmen der extensiven Fleischziegenhaltung lange Zeit (nach dem Absetzen der Lämmer: Güstzeit, niedertragend) bei nur geringerem Futteranspruch gehalten werden können. Burenziegen zeigen ein ruhigeres Temperament (erleichterte Weidehaltung) und sind weniger geruchsintensiv als die heimischen Edelziegen.
Neuzüchtungen, wie die Landschaftspflegeziege (Kreuzung aus Bunter Dt. Edelziege, Burenziege und Kaschmirziege) sind nur theoretisch interessant, da die Entwicklung einer neuen Rasse einen sehr breiten Zuchtansatz erfordert, der nicht vorhanden ist.
Alpine Rassen, wie Walliser Schwarzhalsziege oder Nera Verzascaziege zeigen den Vorteil geringerer Witterungsempfindlichkeit, sind aber in Deutschland nur wenig verbreitet.
Pflegeflächen
Bei längerer Beweidung sollte die Fläche neben Busch- und Strauchwerk mind. 30% Grasfläche bieten. Die Ziege lebt vom Abwechslungsfraß . Pflegeeffekt und Kondition der Ziegen werden dadurch positiv beeinflusst. „Bei einer Verbuschung zwischen 40 und 60% können Ziegen eine ausgewogenen Ernährung und eine gute Pflegeleistung erzielen. Liegt der Verbuschungsgrad darunter, so ist eine Mischbeweidung mit Schafen anzustreben, der Anteil an Ziegen sinkt dabei mit dem Verbuschungsgrad. Bei einem Verbuschungsgrad von 20% sollte das Verhältnis eine Ziege zu neun Schafen betragen. Bei weniger als 20% Verbuschung sind für die erhaltende Pflege keine Ziegen mehr notwendig.“ (RAHMANN 2003: 13)
Auf maschinell vorgepflegten Flächen, die mit Dornengewächsen bewachsen waren/ sind, treten sich die Ziegen häufig Dornen in die Klauen (Betreuungs- und Behandlungsaufwand, ggf. Komplikationen). Vorteilhafter erscheint in vielen Fällen die Vorpflege durch Ziegen und Nachschalten der maschinellen Pflege.
Weideführung
Nach dem Umtriebsweideprinzip sind kurze Beweidungszeiten bei höherem Besatz für den Pflegeeffekt und die Kondition der Ziegen deutlich günstiger zu beurteilen, als die dauerhafte Beweidung der Gesamtfläche. „Die Weidedauer einer Koppel sollte zwischen 10 und 20 Tagen liegen, damit die Wurmproblematik begrenzt bleibt. Für futterarme Standorte [...] wird eine Besatzdichte von 15 Tieren pro Hektar bei 20 Weidetagen, bzw. bis 30 Ziegen pro Hektar für 14 Weidetage angestrebt. Für einen wüchsigen Standort ist die doppelte Anzahl angemessen [...]. Wegen der Belastung mit Endoparasiten und möglichen Störungen der Flora und Fauna sollte keine Fläche mehr als 1-2x/ a beweidet werden. Die Besatzstärke liegt dann bei 3-6 Mutterziegen plus Lämmer/ ha/ a.“ (RAHMANN 2003:13).
Auch das Hüten von Ziegen kann im Rahmen der Pflege praktiziert werden.
Zauntechnik
Zaunführung: Zur Minderung des Arbeitszeitbedarfes beim Zaunbau ist die Zäunung der Gesamtfläche und anschließende Unterteilung in Umtriebsparzellen zu empfehlen.
Zaunart: Festzäune sind nur in Ausnahmefällen gegeben und akzeptiert, bieten aber oft höhere Hütesicherheit und bedürfen keiner wiederkehrenden Aufbauarbeit. Mobile elektrifizierte Litzenzäune haben sich auch in der Ziegenhaltung bewährt. Mobile elektrifizierte Netze bieten eine größere Hütesicherheit. Empfehlenswert sind kombinierte Zaunsysteme, die aus festen Zaunpfosten und abnehmbaren Litzen bestehen (reduzierter Arbeitsaufwand, freier Zugang zur Landschaft).
Wenn von Seiten des Naturschutzes oder der Gemeinden eine maschinelle Vor- oder Nachpflege vorgenommen wird, so können in diesem Zusammenhang auch Trassen für den Zaunaufbau freigehalten werden - eine erhebliche Erleichterung für den Tierhalter!
Konditions-/ Gewichts-veränderungen
Durch die Umstellung auf andere Futtergrundlagen im Pflegegebiet und z.T. ausgeübtem Hungerdruck verlieren die güsten und niedertragenden Ziegen Gewicht. Ein Gewichtsverlust von 10-12% sollte nicht wesentlich überschritten werden. Diese vorübergehende Läuferung der Mutterziegen wirkt sich insgesamt positiv auf die Gesamtfitness aus. Werden die Ziegen vor Beginn der Deckzeit wieder auf nährstoffreicherer Weide gehalten, so sind beste Fruchtbarkeiten zu erwarten (Flushingeffekt).
Witterungsschutz
Vor allem auf Flächen, die keinen natürlichen Witterungsschutz bieten (Wald, dichtes Buschwerk) ist ein Unterstand oder Weidewagen unerlässlich. Auf offenen Weideflächen, wo den Ziegen kein Unterschutz geboten wird, zeigen Ziegen aller Kategorien eine z.T. beklagenswerte Kondition!
Kontakt zu anderen Herden
Kontrollen
Die Krankheitsübertragung von benachbarten oder vorbeiziehenden Weidetieren ist grundsätzlich gering. Bei Ziegenherden, die CAE-saniert sind, sollte jedoch darauf geachtet werden, dass fremde Tiere keinen direkten Kontakt mit der eigenen Herde aufnehmen oder gar die Tiere zusammenlaufen. Latent maedi-infizierte Schafe (ein Großteil aller Schafe) können den Erreger auf Ziegen (CAE) übertragen.
Zuvor von anderen Ziegen oder Schafen belaufene Flächen sollten nicht beweidet werden, da immer die Gefahr besteht, dass Klauenerkrankungen und Parasiten übertragen werden.
Um etwaigen Dispositionen (z.B. eingetretene Dornen) vorzubeugen, sollte die Herde mindestens alle 2-3 Tage kontrolliert werden.
5. Ökonomische Betrachtungen
-
Ökonomische Betrachtungen
Nach HEROLD und HEROLD 2014:
„Ziel sollte es sein, den Produktionszweig Landschaftspflege mit Ziegen kostendeckend und mit Entlohnung der eingesetzten Arbeitszeit betreiben zu können.“ (HEROLD 2014, S. 55)
Vermarktung:
Zunächst sollte geklärt werden, wo die Tiere geschlachtet (zugelassene Schlachtstätten nach Verordnung (EG) Nr. 1099/2009) und wie die anfallenden Produkte vermarktet werden können.
Beim „klassischen“ Verfahren der Ziegenhaltung in der Landschaftspflege, sind die Kitze bis zum Ende der Weidesaison bei der Mutter oder ab Herbst zur "Mästung" auf Fettweiden.
Die Tiere sind bei der Schlachtung ca. 6 Monate alt. Das Lebendgewicht liegt bei ca. 20-30 kg (je nach Rasse). Die Ausschlachtung liegt etwas unter 50%, so dass je Kitz etwa 10-15 kg Fleisch erzeugt werden. Hiervon handelt es sich bei 7-10 kg um wertvolle Teilstücke.
Die Verkaufspreise variieren von 8 € je kg bis zu 15 € je kg. Allerdings ist die Nachfrage nach Ziegen(kitz)fleisch eher gering. Sie schwankt innerhalb der Saison (z. B. relativ hohe Nachfrage an Ostern).Der pro Kopfverbrauch von Schaf- und Ziegenfleisch liegt in Deutschland bei 0,8 kg jährlich. Dies ist relativ gering im Vergleich zum Gesamtverbrauch pro Kopf von 88,2 kg jährlich (Agrarmärkte 2014).
Für die Vermarktung von Ziegenprodukten gibt es folgenden Möglichkeiten:
- Direktvermarktung
- Hofladen
- Marktstand
- Internet - Vermarktung an Wiederverkäufer, z. B.
- Naturkostladen
- Dorfladen - Vermarktung an den Lebensmittelhandel
- Vermarktung an die Gastronomie
Diese Standardverfahren können unterstützt werden durch spezielle Aktionen wie z. B. Hoffeste oder Kochkurse.
Für die Direktvermarktung sind zwar höhere Erlöse möglich, aber es muss auch ein Mehraufwand (Schlachtung, Gebäude, Werbung, Zeit, etc.) miteinkalkuliert werden.
Anfallende Kosten bei der Haltung von Ziegen in der Landschaftspflege:
Kosten und Arbeitsaufwand fallen nicht nur zur Weidezeit an. Es muss eine ganzjährige Betreuung der Tiere mit einkalkuliert werden.
Zu unterscheiden ist zwischen den Investitionskosten im ersten Jahr und den laufenden Kosten.
Investitionskosten: Zunächst fallen Kosten für die Investition in Tiere, Zaunmaterial und den Zaunbau an. Eventuell auch für den Kauf oder die Pacht von Stallungen und Gerätschaften.
Laufende Kosten entstehen durch: Futter- und Einstreubedarf der Tiere, Tierarzt, zusätzliches Zaunmaterial, anfallende Pachtkosten, Tiertransporte, Fahrtkosten und den Arbeitsaufwand. Der Anteil der Arbeitszeit bei einem Landschaftspflegeprojekt mit Ziegen ist nicht zu unterschätzen (im Durchschnitt ist bei einer Ziegenhaltung mit Biotopflege mit einem Arbeitsaufwand von 21 Stunden pro Mutterziege und Jahr zu rechen) und macht damit einen erheblichen Teil der entstehenden Kosten aus. Während der Weidesaison müssen Tiere, Zaun und Wasserversorgung täglich kontrolliert werden.HEROLD und HEROLD empfehlen jedem Ziegenhalter, vor dem Abschluss eines Pflegevertrags, die Kosten abzuschätzen und den möglichen Einnahmen gegenüberzustellen. „Mögliche Parameter, um Aufwendungen bei Landschaftspflegeleistungen abzuschätzen sind die Besatzleistung, die Produktionskosten sowie der Arbeitsaufwand“ (HEROLD 2014, S.57).
„Die Besatzleistung sollte die vertragliche Grundlage zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer bilden. Dieser Parameter legt die notwendige Anzahl Tiere auf einer definierten Fläche für eine bestimmte Zeiteinheit und damit den notwendigen Beweidungsdruck zum Erreichen des Pflegeziels fest“ (HEROLD 2014, S. 57/58).
Zusätzlich berücksichtigt werden die Produktionskosten (ohne Arbeitskosten). Der Arbeitsaufwand umfasst die Zeiten für die tägliche Herdenbetreuung (abhängig von der Größe, Topografie und Zugänglichkeit der beweideten Flächen), die Fahrzeiten zu den Pflegeflächen sowie Zeiten für Besprechungen zu dem Naturschutz- oder Landschaftspflegeprojekt. Es sind aber auf jeden Fall 0,25 Stunden pro Tag (Minimum) für die Herdenbetreuung anzusetzen.
Zusätzliche Kosten entstehen: beim Auf- und Abtrieb, bei der Zaunwartung, evtl. beim Auf- und Abbau von Mobilzäunen, bei der Futtererwerbung, bei der Stallhaltung.
Welcher Lohnansatz für die eigenen Arbeitszeit angesetzt wird, muss jeder Ziegenhalter selber entscheiden. Bei den Modellkalkulationen für die Vollkostenrechnung der LEL (2014) wird z. B. mit Stundensätzen von 15 € je "Familien-Arbeitskraft" gerechnet.
Die LEL veröffentlicht unter anderem eine einfache Kostenrechnung modellhaft für die Fleischziegenhaltung mit teilweisem Landschaftspflegeinsatz. Bei den gemachten Annahmen (keine Fördergelder, Vermarktung der anfallenden Produkte, etc.) wird ein negatives Betriebszweigergebnis von über 92 €/ Ziege erreicht. Dieser Betrag müsste bei einem Landschaftspflegeprojekt über Fördergelder ausgeglichen werden, um die Fleischziegenhaltung kostendeckend betreiben zu können.
Vollkostenkalkulation Tierhaltung Vers. 2.2 - Stand 07/2014 Fleischziege Damwild
Link: Ziegenreport
Kosten und Arbeitszeitbedarf zu Zäune, Zubehör und Weideeinrichtungen (unter dem Punkt „Weidewirtschaft“, Stand 2014) sowie Geräte, Maschinen und Futter, finden Sie auch in der jährlich aktualisierten Ausgabe der KTBL-Datensammlung „Betriebsplanung Landwirtschaft“.
- Direktvermarktung
6. Förderung und Unterstützung
-
Förderung und Unterstützung
Das Freihalten oder Wiederöffnen von Flächen im Rahmen des Naturschutzes und von Landschaftspflegeprojekten ist im gesellschaftlichen Interesse und daher können öffentliche Gelder für den erhöhten Aufwand bereitgestellt und genutzt werden.
Landwirtschaftliche Förderung:
Einheitliche Betriebsprämie (nur wenn Betrieb als landwirtschaftlicher Betrieb registriert ist)
Ausgleichzulage Landwirtschaft (AZL) (wenn Betrieb oder beweidete Fläche sich in entsprechender Gebietskulisse befindet)
Naturschutz Förderung:
Landschaftspflegerichtlinie (LPR) (wenn Betrieb oder beweidete Fläche sich in entsprechender Gebietskulisse befindet)
Fördersätze nach Entwurfsfassung der Landschaftspflegerichtlinie 2015
Standardmaßnahmen im Vertragsnaturschutz (LPR TEIL A):
4. Beweidung ohne Einsatz von Pflanzenschutz- und (nicht auf der Weide angefallenen) Düngemitteln
Höchstsätze in € je Hektar und Jahr
4.1
Hütehaltung – ein bis zwei Weidegänge
360 €
4.2
Hütehaltung – mehr als zwei Weidegänge
550 €
4.3
Extensive Standweide
250 €
4.4
Koppelweide
310 €
6. Zulagen Grünlandbewirtschaftung
6.4
Mechanische Nachpflege (bei Beweidung)
85 €
6.5
Ziegen mitführen bei Hütehaltung
150 €
6.6
Ziegen mitführen bei Koppelhaltung / Standweide
150 €
Weitere Informationen finden Sie auch hier:
Weitere mögliche Förderung durch:
Im Rahmen der "Eingriffsregelung in Natur und Landschaft" kann eine "Erstpflege" durch Ziegen, z. B. auf einem verbuschten Halbtrockenrasen, auch als Kompensationsmaßnahme finanziert werden.
Mögliche Ansprechpartner
7. Literatur
-
Literatur
- AID (Hrsg., 2008): Schaf- und Ziegenrassen. 72 S. ISBN 978-3-8308-0482-6
- BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.) (2004): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4. 141 S. Wetzlar (NZH Verlag).
- BRUNK, I. et al. (2004): Beweidung mit Haustieren, In: HUTTER, C. P. et al. (Hrsg., 2004): Beweidung mit großen Wild- und Haustieren. Bedeutung für Offenland und Markt. – Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz, Band 36. S. 105-120
- BURKART, B. (2006): Offenlandmanagement mit Haus- und Wildtieren am Beispiel des ehemaligen Truppenübungsplatzes
Dauban/Oberlausitz, Culterra Schriftenreihe des Instituts für Landespflege 45, 302 S.
- BURKART, B., GAERTNER, M.& KONOLD, W. (2005): Einsatz von Wildtieren und Haustieren in Offenlandbiotopen. Ein kombiniertes Weideverfahren zum Erhalt gefährdeter Arten. - Natur und Landschaftsplanung Heft 10/2005: 301-308
- BURKART, B. (2004): Zur Effektivität von Schaf- und Ziegenbeweidung beim Offenlandmanagement. In: AKADEMIE FÜR NATUR- UND UMWELTSCHUTZ BADEN-WÜRTTEMBERG (Hrsg.): Beweidung mit großen Wild- und Haustieren. Beiträge der Akademie für Natur- und Umweltschutz Baden-Württemberg. Bd. 36 S. 44-50
- BURKART, B. (2003): Der Einfluss von Schafen, Ziegen und Elchen auf die Vegetation des ehemaligen Panzerschießplatzes Dauban. In: Konold, W.& B. Burkart (Hrsg.): Offenland und Naturschutz, Culterra Schriftenreihe des Instituts für Landespflege 31, S. 217-234
- HEROLD, Pera., HEROLD, Peter (2014): Einsatz von Ziegen in Naturschutz und Landschaftspflege – Leitfaden, Stuttgart.
- JAUDAS, U. (2004): Ziegenhaltung in Baden-Württemberg. In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 67-72. Wetzlar (NZH Verlag).
- JAUDAS, U. (2008): Die Schwarzwaldziege - die ideale Ziege für schwierige Standorte. in : Badische Bauern Zeitung 39/2008. S. 22-24
- V. KORN, S. und LAMPRECHT, F. (1998): Ziegen in der Landschaftspflege. – Lebensraum 2/ 1998: 8 – 11.
- KORN, S. von (2001): Ziegen in der Landschaftspflege aus Sicht der Ziegenhalter. – Beitrag zur Tagung „Ziegen in der Landschaftspflege“ am 20. September 2001 im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb.
- V. KORN, S. und LAMPRECHT, F. (2004): Einsatz von Fleischziegen in der Landschaftspflege. In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 23-48. Wetzlar (NZH Verlag).
- v. KORN, S., JAUDAS, U., TRAUTWEIN, H. (2013): Landwirtschaftliche Ziegenhaltung, Stuttgart (Ulmer Verlag).
- KÜHNEMANN, H. (2008): Ziegen. Ulmer Verlag Suttgart. 2. Aufl. 96 S.
- LISSAK, W. (2004): Ziegenbeweidung zur Landschaftspflege im Naturschutzgebiet Randecker Maar. In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 87-88. Wetzlar (NZH Verlag).
- MARTIN, W. (2004): Ziegen auf Allmendweiden im Schwarzwald - eine Tradition wird wiederbelebt. In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 75-80. Wetzlar (NZH Verlag).
- RAHMANN, G. (2003): Landschaftspflege mit Ziegen. Die Pflege von Magerrasen kann für Ökobetriebe ökonomisch sein. – In: Lebendige Erde 2/2003: 12-15. (http://orgprints.org/592/1/529rahmann-2003-landschaftspflege-ziegen.pdf)
- RAHMANN, G. (2008): Naturschutz mit Schafen und Ziegen, Trenthorst. (http://orgprints.org/17031/1/514_Bioland_Tagungsband_2008_SchaZies_Rahmann.pdf)
- RAHMANN, G. (2010):Ökologische Schaf- und Ziegenhaltung – 100 Fragen und Antworten für die Praxis, Westernau. (https://www.uni-kassel.de/fb11agrar/fileadmin/datas/fb11/Dekanat/HonProf_Rahmann/Schafe-Ziegen-Skript.pdf
- RIEHL, G. (1992): Untersuchungen zur Pflege von Brachflächen und verbuschten Magerrasen durch Ziegen- und Schafbeweidung. Diss. Univ. Göttingen, Cuvillier Verlag, Göttingen.
- SCHEDLER, J. (2004): Ziegen in der Landschaftspflege aus Sicht des Naturschutzes. In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 49-56. Wetzlar (NZH Verlag).
- SCHMIDT, H.-P. (2004): Gemeinschaftliche Ziegenhaltung durch den "Verein der Ziegenfreunde zur Landschaftspflege Bermersbach e.V.". In: BAUSCHMANN, G. und BLÜMLEIN, B. (Hrsg.): Ziegen als Landschaftspfleger. - NZH Akademie-Berichte 4, 81-86. Wetzlar (NZH Verlag).
- SCHREIBER, KF., BRAUCKMANN, HJ., BROLL, G., FABRICIUS, C., KREBS, S., POSCHLOD, P. (2009): Entscheidungshilfen für die Landschaftspflege – Schlussfolgerungen aus den Offenhaltungsversuchen Baden-Württemberg. In: LUBW BW (Hrsg.): Artenreiches Grünland in der Kulturlandschaft – 35 Jahre Offenhaltungsveruche Baden-Württemberg, u.a. (verlag regionalkultur), S. 353/354.
- SPÄTH, H. und THUME, O. (2005): Ziegen halten. Ulmer Verlag 6. Aufl., 216 S.
- STAUB, F. (2005): Trockenrasenpflege mit Ziegen im Kaiserstuhl - Ergebnisse der Monitoring-Untersuchungen im Naturschutzgebiet "Badberg". 6 S.
- WILMANNS, O. und MÜLLER, K. (1976): Beweidung mit Schafen und Ziegen als Landschaftspflegemaßnahme im Schwarzwald. - In: Natur und Landschaft 10/1976: 271-274
8. Links
-
Links
Landinfo 2 /12 - Klein aber oho, Ziegen im Aufwind
Landschaftspflegehof "Landschaftspflege mit Biss" in Oberndorf am Neckar
Landschaftspflegerichtlinie Förderwegweiser
Landschaftspflegerichtlinie UM
Naturland - Schaf- und Ziegenhaltung
Schafe und Ziegen in der Landschaftspflege (alpinetgheep)
Ziegenfütterung (pdf Dokument, LVVG Aulendorf)
Ziegenfreunde in Forbach-Bermersbach (Schwarzwald)
Ziegen-Treff - "Die Seite von Ziegenhaltern für Ziegenhalter"
Ziegen und Geißen im Hochschwarzwald und Breisgau (privates Internet-Angebot)