Am Weltmilchmarkt wächst die Milcherzeugung trotz der Corona-bedingten Absatz- und Handelsstörungen weiter. Die 9 größten Exporteure produzierten in den ersten 9 Monaten 2020 1,9 % mehr Milch. Insbesondere Südamerika und Australien holten nach den ungünstigen Wetterbedingungen der letzten Jahre in den ersten 9 Monaten wieder um 3,8 % auf. Mengenmäßig spielt die Mehrerzeugung in den USA (+1,9 %) und der EU allerdings die größere Rolle. In der EU zeigen absolut gesehen vor allem Italien, Polen und Irland größere Mengensteigerungen. Die EU-Bilanz der ersten 7 Monate zeigt bei 1,7 % höherer Erzeugung, 3,9 % niedrigeren Exporten und 0,2 % gestiegenem Verbrauch einen Bestandsaufbau von 2,5 Mio. t. Die deutsche Erzeugung lag im Vergleich dazu bei +0,7 % in den ersten 9 Monaten und bei +0,4 % in KW 46. In den ersten 9 Monaten mussten die EU und Neuseeland im Export Rückgänge von -3,9 % bzw. -2,8 % hinnehmen, hier drängt sich die USA mit günstigen Offerten und einer Zunahme von +17,4 % insbesondere im Milchpulverbereich weiter in die Märkte. Trotz fortwährender Handelsstreitigkeiten hat China der USA sogar 47 % mehr Milchprodukte abgenommen. Im Inland konnte sich der Spotmilchpreis seit dem Tief von 20 ct/kg um Ostern bis Ende August wieder auf über 34 ct/kg erholen. Seither pendelt der Preis um die 34 ct/kg, in KW 47 waren es 33,6 ct/kg. Der Kieler Rohstoffwert, der im Mai bis auf 27 ct/kg zurückging, hat sich bis Oktober wieder auf 31,5 ct/kg befestigt. Am Terminmarkt an der EEX in Leipzig zeigen sich die Kurse uneinheitlich und bei Butter wieder etwas schwächer. Abgeleitet ergäben sich daraus Erzeugerpreise von 30,5 bis 32,5 ct/kg für das Jahr 2021. Die Auszahlungspreise der Molkereien haben in Folge der Corona-bedingten Markteinbrüche und der großen Unsicherheiten bis Mai nachgegeben. In Baden-Württemberg lag der Auszahlungspreis bei 32,7 ct/kg. Bis Oktober konnten sich die Preise wieder bis auf 34,0 ct/kg erholen. Die Molkereien waren entsprechend ihrer Produkte und Absatzmärkte unterschiedlich betroffen, sodass, sich die Spanne zwischen den Molkereien von fast 7 ct/kg im Mai auftat. Dies konnte bis Oktober wieder auf 3,7 ct/kg reduziert werden. Biomilch hat von Corona profitiert und erlebt einen Nachfrageschub. In den ersten 10 Monaten 2020 wurden von den privaten Haushalten in Deutschland z.B. 15,0 % mehr Bio-Trinkmilch, 22,9 % mehr Bio-Käse und 111,1 % mehr Bio-Joghurt eingekauft. Die Erzeugerpreise in Süddeutschland lagen nach Zahlen von Bioland im Oktober entsprechend bei stabilen 48,3 ct/kg. Mit der nachhaltig im zweistelligen Bereich wachsenden Nachfrage nach Bio-Milchprodukten und den in den ersten 9 Monaten in Deutschland nur um 4,1 % gestiegenen Anlieferungen von Biomilch ergeben sich Spielräume sowohl für neue Lieferanten bei den Molkereien, als auch für stabile Preise.
30.11.2020