Die Landwirtschaft hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte stark verändert. Schlaggrößen haben zugenommen und die
Fruchtfolgen sind enger geworden. Gleichzeitig werden ertragsschwache und schwierig zu bewirtschaftende Flächen kaum mehr genutzt oder
sind zu Wald geworden. Beide Entwicklungen, Intensivierung und Nutzungsaufgabe, bedrohen die Biodiversität - die Vielfalt an Tieren,
Pflanzen und Lebensräumen.
Die baden-württembergischen Agrarumweltmaßnahmen wie das Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl
(FAKT) und die Landschaftspflegerichtlinie (LPR) setzen hier an und unterstützen die Erhaltung und die Entwicklung von biologischer
Vielfalt in der Kulturlandschaft.
Die Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung (GBB) unterstützt landwirtschaftliche Familenbetriebe dabei, die
Artenvielfalt auf ihren Flächen zu fördern und gleichzeitig ihre Betriebe wettbewerbsfähig zu gestalten. Ihr Ziel ist es,
dass Beratungskräfte gemeinsam mit den landwirtschaftlichen Betrieben betriebsindividuelle und innovative Lösungen entwickeln.
Diese werden daraufhin, in einem betriebsindividuellen Maßnahmenplan, veranschaulicht.
Seit 2018 setzt sich zudem ein begleitendes Projekt für die Förderung und Weiterentwicklung der GBB ein. Projekt Gesamtbetriebliche
Biodiversitätsberatung (GBB) – Kommunikation und Bildung
Hinweis: Der informative Flyer
zur Biodiversitätsberatung mit allen zugelassenen Beratungsorganisationen ist am rechten Bildrand unter "PDF" zu finden.
Seit 2015 werden allen landwirtschaftlichen Betrieben zu 100 % geförderte Beratungsmodule zur Gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung nach dem Förderprogramm "Beratung landwirtschaftlicher Betriebe" im Rahmen des Maßnahmen- und Entwicklungsplans Ländlicher Raum Baden-Württemberg 2014-2022 (MEPL III) angeboten. Das Förderprogramm wird nach Auslaufen des MEPL III im GAP-Strategieplan Deutschland 2023-2027 als regionale Fördermaßnahme Baden-Württembergs weitergeführt.
Qualifizierte Beratungskräfte, die sich einem Auswahlverfahren über "Beratung.Zukunft.Land." unterzogen haben, beraten die landwirtschaftlichen Betriebe. Das Referat Kulturlandschaft der LEL wirkt bei den Fortbildungen für diese Beratungskräfte mit.
Beratung.Zukunft.Land.
(geförderte Beratungsmodule für Landwirtschaft, Gartenbau und Weinbau)
Im Zuge des von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Ernährung und Ländlichen Raum (LEL) und der Landesanstalt für
Umwelt (LUBW) betreuten Modellvorhabens „Gesamtbetriebliche Beratung zur biologischen Vielfalt der
Kulturlandschaft“ (2010-2012) haben Beraterteams in verschiedenen Regionen Baden-Württembergs in landwirtschaftlichen
Betrieben Beratungen durchgeführt.
Die aus diesen Beratungen gewonnenen Erkenntnisse und Praxiserfahrungen sind im Beratungsleitfaden für die Gesamtbetriebliche
Biodiversitätsberatung zusammengefasst. Der Beratungleitfaden
(pdf Datei) und der ebenfalls im Rahmen des Modellvorhabens erarbeitete Maßnahmenkatalog
Artenvielfalt (pdf Datei) richten sich an alle Beraterinnen und Berater, die in der Gesamtbetrieblichen Biodiversitätsberatung
aktiv sind. Über das Modellvorhaben wurde in verschiedenen Artikeln berichtet.
In einer kombinierten ökologischen und ökonomischen Beratung werden für die Landwirtsfamilien entsprechend ihrer betriebsindividuellen Gegebenheiten
- die Integration von Naturschutzmaßnahmen in den Betrieb geplant,
- Betriebsstrukturen und Flächenmanagement angepasst,
- Perspektiven für die betriebliche Zukunft erarbeitet,
- Investitionen konzipiert,
- Kooperationen vorbereitet,
- die Inanspruchnahme von Fördermaßnahmen geprüft und optimiert.
siehe hierzu den Beratungsleitfaden GBB
Im Maßnahmenkatalog Artenvielfalt werden Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen beschrieben und zur Anwendung vorgeschlagen. Sie sind grundsätzlich überall anwendbar und sollen die Artenvielfalt fördern.
Für naturschutzfachlich besonders schützenswerte Pflanzen und Tiere können ggfls. spezielle Maßnahmen erforderlich sein. Diese sind in Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde zu gestalten und anzuwenden.
Folgeprojekte des Modellvorhabens:
In verschiedenen Regionen wurde die Gesamtbetriebliche Biodiversitätsberatung (GBB) erprobt und Erkenntnisse aus den Folgeprojekten
Runder Tisch Artenvielfalt und Fokus Naturtag flossen in die GBB ein.
Im Modellvorhaben entstand die Idee, unter dem Titel „Runder Tisch Artenvielfalt“ ein Gemarkungskonzept
- auf freiwilliger Basis ohne Nutzungsentschädigungen
- mit möglichst vielen Beteiligten bzw. Landnutzern einer Gemarkung
- mit möglichst vielen und umgehend umzusetzenden Maßnahmen
- mit möglichst geringen bürokratische Hürden
zu erarbeiten und zu erproben.
Die Unteren Landwirtschaftsbehörden des Hohenlohekreises und des Rhein-Neckar-Kreises führten das Projekt in ausgewählten Gemeinden ihrer Dienstbezirke durch. Dabei hat sich gezeigt, dass der Runde Tisch Artenvielfalt zu einem größeren Bewusstsein von Landwirten bezüglich Artenvielfalt und damit zu deren Erhaltung und Förderung beitragen kann.
Der Ansatz wurde in verschiedenen Artikeln beschrieben:
Runder Tisch -
Gemeinsam aktiv für die Artenvielfalt (Landinfo 4 - 2013)
Runder
Tisch Artenvielfalt (B&B Agrar 5/2013)
Blühende Landschaften (BWagrar – 35 /
2013)
Eine weitere Konsequenz aus dem Modellvorhaben war die Beteiligung beim länderübergreifenden Projekt Fokus Naturtag. Auch die Erkenntnisse aus diesem Projekt sind in die Beratungsmodule eingeflossen.
Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume (LEL) war Projektpartner beim Vorhaben "Fokus Naturtag". Der "Fokus-Naturtag" ist ein Beratungskonzept zur Förderung des Naturschutzbewusstseins und der Naturschutzleistungen landwirtschaftlicher Betriebe. Dieses Beratungskonzept wurde vom Bundesprogramm ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) und vom Land Baden-Württemberg, im Zeitraum 2013 - 2015, gefördert.
Weitere Informationen zum Projekt Fokus-Naturtag finden Sie auf der Projekthomepage bzw. unter www.fokusnaturtag.de sowie in den folgenden Artikeln:
Ein Tag für den Naturschutz (Artikel
in B&B Agrar 5/2013)
Ein Tag für die Natur (Artikel
in BWagrar - 9/2014)